Die schottische Songwriterin legt einen eigenwilligen Stilmix auf. KT Turnstall pendelt zwischen Folk-Ballade und Sixties-Rock.

Es gibt süßlich-kitschige Pophäsinnen und Songwriterinnen. Und es gibt KT Tunstall. Eigentlich müsste man das, was sie mache, "Frock" nennen, sagt die Schottin mit chinesischen Wurzeln. Auch auf ihrem dritten Album, "Tiger Suit", legt sie ein Hybrid aus Rock und Folk mit dezent eingestreuten Bluesspuren auf.

"Ich habe mein Leben lang alternative Musik gehört", sagt KT Tunstall. "Aber meine Wurzeln liegen im Folk." Die 35-Jährige landete nach einer klassischen Ochsentour über Straßenmusik, Musikkurse und einem Leben im musikalischen Untergrund mit ihrem Debüt "Eye To The Telescope" 2004 inklusive der Single "Suddenly I See" einen Hit. Vier Millionen Alben gingen über die Theke.

KT Tunstall wundert sich selbst, wie sie es geschafft hat, "durch das Netz zu schwimmen", ohne von Marketingstrategen manipuliert zu werden. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich mit Eigensinn und Hartnäckigkeit in einer Männerdomäne durchsetzen kann. Für das neue Album hat sie sich mit dem Arctic-Monkeys- und Adele-Produzenten Jim Abiss einen Topmann geangelt.

KT Tunstall pendelt zwischen Folk-Ballade und Sixties-Rock

Ihrer Musik hat das eine gehörige Portion Punk verpasst. Zu hören in der kraftvollen Befreiungs-Ode "Push That Knot Away" oder in dem von Linda Perry verfassten Sixtiesrock-Kracher "Madame Trudeaux". Aber KT Tunstall setzt auch weiterhin auf vertraute Folk- und Bluesballaden wie "Golden Frames", auf liebevolle Ironie wie in "(Still A) Weirdo" und auf gitarrenbasierte Uptempo-Hymnen wie "Come On, Get In". Wie üblich hat sie ihre innig geliebte Gretsch-Falcon-Gitarre im Anschlag, beherrscht aber auch Piano, Rhodes und Ukulele. Gerne sieht sich die Sängerin in einer Reihe mit Rockdiven wie PJ Harvey oder Chrissie Hynde. "Wir sind Musikerinnen. Wir lieben, was wir tun. Auch wenn es Typen gibt, die ihren Rock-Status nicht rechtfertigen müssen. Sie sind männlich und tragen Lederjacken. Das genügt."

KT Tunstall ist als Adoptivtochter eines Physikers und einer Lehrerin in ausgesprochen netter Umgebung aufgewachsen. Dennoch habe sie manchmal Lust "zu sagen, wie es ist, und nicht höflich zu sein." Die überzeugte Ökoaktivistin engagiert sich im Kampf gegen den Klimawandel und lebt in London in einer ökologisch umgebauten Wohnung. In ihren Liedern schwingt immer eine gehörige Portion Optimismus mit. "All diese Künstler, die diese schrecklich deprimierenden Lieder schreiben. Entweder lügen sie oder sie brauchen klinische Hilfe", sagt KT Tunstall. Für die Bühne arrangiert sie ihre Lieder gerne noch eine Spur derber und dynamischer. Zu hören und zu besichtigen am 24. März im Uebel & Gefährlich.

KT Tunstall Do 24.3., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 26,65 im Vorverkauf; www.kttunstall.com