Zuletzt riss die Band keinen mehr vom Hocker, jetzt ist Placebo wieder da und spielt am 10. November in der Color-Line-Arena.

Hamburg. Es war einst David Bowie, das Role Model des androgynen, männlichen Künstlers, der die junge, europäische Band Placebo mit auf Tour nahm. Im Jahr 1996 war das, und Placebo hatte noch nicht einmal ein Album veröffentlicht. Vielleicht war es die flatternde Zwitterhaftigkeit des Frontmannes Brian Molko, in der Bowie sich wiedererkannte; jedenfalls war die Tournee mit dem Popstar Bowie der erste Schritt im Rampenlicht für Placebo. Schnell wurden die Musiker selbst zu Popstars, Molko erregte mit seiner offen ausgesprochenen Bisexualität, mit Songtexten, die sich mit Sex und Geschlechterrollen beschäftigten, und dick aufgetragenem Eyeliner Aufsehen. Besonders in Deutschland, wo die Fan-Basis der amerikanisch-schwedisch-britischen Band besonders groß ist. Der melodiöse Alternative-Rock mit den krachenden Gitarren wurde zuletzt auch mit Streichern und immer schon mit elegischen Zwischenspielen aufgehübscht, in denen Molko barmte wie ein Minnesänger ("Without you I'm nothing"). Trotzdem zeigte die Form- und Erfolgskurve Placebos zuletzt nach unten. Das Album "Meds" riss keinen mehr vom Hocker.

Aber man sollte niemanden zu früh abschreiben. Im Juni war Placebo nach drei Jahren Schaffenspause, was neue Songs angeht, wieder da. Und wie: "Battle for the Sun" wurde in vielen Ländern das erste Nummer-eins-Album der Band. Erstmals sind auch Bläser zu hören: im Gassenhauer "For what it's worth". Dass die Band es wert ist, will sie am Dienstag beweisen.

Placebo Di 10.11., 20.00, Color-Line-Arena (S Stellingen), Sylvesterallee 10, Karten ab 51,- im Vvk.; www.placeboworld.co.uk