White Denim aus Austin/Texas entdeckten 2005 das altbewährte Prinzip des Power Trios und kommen jetzt am 1. September ins Molotow.

Die angloamerikanische Presse hält sich nicht zurück, in prophetischen Musikrezensionen die Zukunft der alternativen Musik vorherzusagen. Die Parallele zu den Kollegen auf den Britischen Inseln liegt sozusagen nicht nur auf der Hand, sondern auch am Zeitungskiosk aus. In der letzten Zeit konnten sich die verschiedenen journalistischen Strömungen vor allem auf eine Band einigen, die eine vielversprechende Zukunft des Rock 'n' Rolls verheißt: White Denim aus dem fernen Austin, Texas.

Obwohl das Power Trio erst seit März 2005 besteht, hat White Denim mit "Fits" gerade sein drittes Album veröffentlicht. Die Songs sind mal laut, dann plötzlich voller Harmonie und gehen fast fließend ineinander über. Wer braucht schon offensichtliche Strukturen? "Fits" unterstreicht die Einschätzung von internationalen Musikmagazinen wie dem "Mojo" oder dem "NME", dass diese Band zu den aufregendsten Formationen der Gegenwart gehört und mit ihrem Sound weit über die Gegenwart hinaus weist. Beim legendären SXSW-Festival in Austin wurde White Denim darüber hinaus als "Best New Band" ausgezeichnet. Das liegt neben dem Heimvorteil natürlich auch an der dreckig-intensiven Live-Show von White Denim.

Der Begriff Power Trio ist bei White Denim wörtlich zu verstehen, denn Sänger und Gitarrist James Petralli, Drummer Joshua Block und Basser Steve Terebecki zelebrieren das in den 60er-Jahren entwickelte Bandkonzept (Cream, The Jimi Hendrix Experience, Blue Cheer) mit Schwerpunkt auf die Instrumentierung der Songs.

Mit einem Sound, der sich aus Garage-Punk, Dub und experimentellem Rock zusammenhäuft, verwirrt White Denim zunächst seine Hörer und zieht sie dann in seinen Bann: Auf der Oberfläche schier undurchdringlich mutet der Sound an, wenn auf sich endlos wiederholenden Gitarrenimprovisationen und einen unstrukturiert pumpenden Bass plötzlich eine Melodie hervorbricht und das Schlagzeug einfach nur zum Tanzen treibt. Schwer zu sagen, ob "I Start To Run", die erste Single von "Fits", jetzt ein Hit ist oder nicht. Eigentlich holpert da nur ein Schlagzeug immergleich daher, ein Bass spielt eine simple Linie, die Gitarre treibt den Song dann in ganz andere Richtungen und Petrallis fordernder Krawallgesang sorgt auch nicht gerade für Charttauglichkeit. Das zärtliche Stück "Regina Holding Hands" hingegen hat Soul-Qualitäten, "I'd Have It Just The Way We Were" überrascht mit Melodien und Eingängigkeit.

Hintergründige Effekte, Harmonien aus einer psychedelischen Hölle - irgendwie erinnert das ewige Hin-Und-Her-Spiel zwischen musikalischer Performance und verlockendem Rock an Bands wie The Doors, vielleicht aber auch The Jimi Hendrix Experience. Und damit führt der Weg in die Zukunft wieder einmal über die Vergangenheit. Die Auftritte von Electric Wizard am 30. August (siehe oben) und von White Denim am 1. September im Molotow sind der Beweis.

White Denim Di 1.9., 21.00, Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Karten: 14,30 im Vvk.; www.whitedenimmusic.com