Das britische Songwritertalent James Morrison singt mit derber Reibeisenstimme Lieder voller Lieblichkeit, die zum Tanz verführen. Am 15. Juli gastiert er auf der Stadtparkbühne.

Hamburg. Böse Zungen bezeichnen James Morrison als den James Blunt des Gitarrensoul. Das gipfelte darin, dass eine britische Radiomoderatorin den sichtlich verstörten jungen Mann bat, doch einmal "So Beautiful" unplugged im Studio anzustimmen. Zugegeben, die Ähnlichkeiten fangen schon bei der Optik an. Beide haben diesen sensiblen Zug um den Mund, der weiblichen Fans überdurchschnittliches Einfühlungsvermögen und weich gespülten Schmusepop suggeriert.

Bei Morrison zumindest lösen die zwischen Soul und Gitarrenpop oszillierenden Songs Ersteres auch tatsächlich ein. Denn sobald er den Mund aufmacht, ist klar, hier verklebt kein larmoyantes Gesäusel den Gehörgang. Hier ist ein wahrer Bruder des Soul am Werk. Ehrliche Texte zart instrumentiert, gesungen mit einem Organ, das man durchaus als geschmirgelte Röhre bezeichnen kann.

Schon ein kurzer Blick auf Morrisons Biografie verrät, dass die Musik sich einfach als sein Lebensretter erweisen musste. Der Vater, ein Alkoholiker, verlässt seine Frau und die drei Kinder im britischen Rugby früh. Die Familienkasse ist häufig klamm. Einziger Trost ist für Morrison die Gitarre, die er von seinem Onkel geschenkt bekommt. Er beginnt, eigene Songs zu schreiben, tingelt als Straßenmusiker durch die Lande und verdingt sich in einer Autowaschanlage.

Bis eine Plattenfirma angesichts der ungewohnten Soulröhre des damals gerade mal 21-Jährigen aufhorcht. Die hat er nach eigener Aussage nicht etwa ausuferndem Whiskeykonsum, sondern einem schweren Keuchhusten im Babyalter zu verdanken. Die erste Single "You Give Me Something" chartete mit einer waschechten Stevie-Wonder-Melodie in aller Welt, das Debütalbum "Undiscovered" wird sich später fast 1,5 Millionen Mal verkaufen.

Im vergangenen Jahr erschien der eher dem Pop als dem Soul verpflichtete Nachfolger "Songs For You, Truths For Me". Hierfür schrieb Morrison gemeinsam mit Take-That-Sänger Gary Barlow die Nummer "Save Yourself". Derzeit stürmt der smarte Sänger im Duett mit dem kanadischen Popsternchen Nelly Furtado und dem Hit "Broken Strings" den weltweiten Charthimmel. Damit ist Morrison endgültig im Mainstream angekommen. Weitere Unterstützung kam von Songwriter und Produzent Ryan Tededer. Morrisons Hamburger Auftritt vor zwei Jahren wurde zum Leidwesen der Fans abgesagt. Am 15. Juli soll der neue Stevie Wonder nun endlich den Stadtpark beschallen. So leicht wird ihn wohl niemand mehr verwechseln.

James Morrison Mi 15.7., 19.00, Stadtpark Freilichtbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstr./Jahnring, Karten 44,- im Vvk.; www.jamesmorrisonmusic.com