Eine Klasse für sich: Der vielseitige Saxofonist James Carter kommt am 30. Juni mit seinem Quintett live nach Hamburg in die Fabrik.

Hamburg. Im Verlauf seiner Lehrjahre hat James Carter so einiges mitgemacht und an Kontrastprogrammen erlebt. Einerseits war er schon mit 17 Mitglied in der Band des Trompeters Wynton Marsalis, der gern ins eher neokonservative Lager der Standard-Fetischisten einsortiert wird. Andererseits spielte er dann aber auch unter den Fittichen von Lester Bowie, den die Jazz-Polizei zum progressiveren Marsalis-Gegenspieler erklärte.

Auch die Tatsache, dass Carter sich nicht auf eine Saxofon-Größe festlegen mag, ist bezeichnend. Warum nur mit einem Instrument brillieren, wenn das auch mit mehreren geht. Deswegen hat er bei seinen Auftritten immer gut zu schleppen: diverse Saxofone, dazu Bassklarinette und Flöte. Das Praktische daran: Wenn er das Gefühl hat, dass ein Titel sehr mit dem Sound eines bestimmen Instruments verbunden ist, spielt er einfach auf einem anderen.

Seine Karriere hat der temperamentvoll spielende Detroiter - Spitzname: "Motorcity Madman" - nicht geradlinig gehalten.

Die Idee, als Saxofonist eine Hommage an den Gitarristen Django Reinhardt aufzunehmen, ist eine, die man erst mal haben und dann angemessen umsetzen muss. "Chasin' The Gypsy" hieß das dazugehörige Album. "Gardenias For Lady Day" war eine Verbeugung vor Billie Holiday. Mit seinem aktuellen Projekt "Present Tense" ist er mitten im Hier und Jetzt, unter anderem mit Titeln, die er selbst geschrieben hat. Teilweise unter speziellen Umständen. "Die Idee zu 'Sussa Nita' lieferte mir ein Traum. Und es war Billie Holiday, die mir die ersten Phrasen vorsang. Ich wachte auf und notierte alles sofort! Dann ließ ich die Noten liegen und holte sie erst wieder hervor, als ich mich an dieses Projekt machte."

Die meisten Titel des von Michael Cuscuna produzierten Albums sind Standard-Perlen. Auch das ist kein Grund für kreativen Stillstand: "Ich habe allergrößten Respekt vor der Jazztradition, aber ich möchte sie 'remixen' und mit der Zukunft der Musik in Einklang bringen." Genau deswegen hat er auch den "Song Of Delilah" runderneuert, der durch Clifford Brown und Sonny Rollins bekannt wurde.

Für sein Konzert am 30. Juni in der Fabrik hat Carter nicht nur das "Present Tense"-Repertoire mit dabei, sondern auch sein Quintett mit Cory Wilkes (Trompete), Gerard Gibbs (Klavier), Ralph Armstrong (Bass) und Leonard King (Drums).

James Carter Quintet Di 30.6., 21.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 18,- im Vvk., T. 39 10 70; www.fabrik.de .