Berlin. Dass Menschen sich psychologische Hilfe suchen, wird nicht in allen Teilen der Gesellschaft für gut befunden, sagt Rapper Fatoni. Mit seiner neuen Platte will zum Umdenken anstoßen.

Fatoni erzählt seine eigenen Geschichten und verfolgt damit ein Ziel: Der Rapper will sich für ein gesellschaftliches Umdenken über psychologische Probleme einsetzen und Stigmatisierung bekämpfen. „Dass Menschen, die Therapie machen, zum Beispiel keine Versicherung bekommen oder nicht verbeamtet werden, ist total gestrig“, sagte der 38-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

„Ich schließe mich da eher den jungen Leuten an, die sagen, dass eigentlich jeder eine Therapie machen sollte. Die, die keine machen, sind die eigentlichen tickenden Zeitbomben.“

Auf seinem neuen - wie er findet - sehr persönlichen Album „Wunderbare Welt“ thematisiert der gebürtige Münchner unter anderem schwierige Beziehungen oder Suchtprobleme. Das neue Album sei jedoch nicht nur sehr persönlich, sondern auch gesellschaftskritisch und von der Pandemie geprägt, sagte der als Fatoni bekannt gewordene Anton Schneider.

Mit anderen Künstlern wie der Hip-Hop-Gruppe Deichkind, dem Rapper Max Herre oder dem Sänger der Band Antilopen Gang, Danger Dan erzähle er nun Geschichten, „die schon eine Weile in der Schublade lagen und gedrückt haben“, sagte er. Neben der ausgekoppelten Single „Wunderbare Welt“ können sich Fans auf 13 weitere Titel freuen, unter anderem mit dem Namen „König der Zweifler“, „Ich surfe“ oder „Links Rechts“.

Umgang mit psychischen Problemen

Über viele Dinge - auch schwierige - zu sprechen, entspreche dem Zeitgeist, sagte der Rapper. „In meiner Welt, ein wenig abseits der Mainstream-Musikwelt, achtet man heute schon sehr auf das Thema. Deshalb bin ich immer froh, wenn ich in meine Bubble zurückkehre. Denn es gibt auch Bereiche - beispielsweise die Generation meiner Eltern - die darüber nicht so reden.“

Für den Musiker, sein Umfeld, seine Generation und vor allem für die Generationen nach seiner eigenen sei der Umgang der älteren Generation mit psychischen Problemen „ein großer Widerspruch“. Mit seiner Musik werfe Fatoni einen schlauen Blick auf sich und die Gesellschaft, sagte die Münchner Sängerin Isabella Streifeneder, die als Mola bekannt ist.

„Fatonis schlauer Blick auf sich und unsere Gesellschaft ist witzig, selbstironisch und scharf, und trotzdem kommt er ohne moralischen Zeigefinger aus“, sagte die Sängerin, die auf Fatonis neuem Album gemeinsam mit ihm und Max Herre in „Wäre doch schlimm“ zu hören ist. „Ich liebe die Kombination aus gutem Entertainment und gehaltvollen Lyrics“, beschrieb sie das neue Album. Während des Hörens habe sie nachdenken, lachen, reflektieren, aber auch genießen und feiern können.

„Es geht darum, dass Regeln geändert werden“

Mit seiner Kritik wolle sich er keineswegs über die älteren Generationen lustig machen, sagte Schneider. „In diesem Bewusstsein haben die halt die letzten 50, 60 oder 70 Jahre gelebt. Es geht mir darum, dass Regeln geändert werden.“ Unterschiedliche Sichtweisen gebe es nicht nur im Stadt-Land-Vergleich, sagte Schneider. „Die gibt es auch in Berlin. Du musst nur den Bezirk wechseln, um in einer anderen Welt zu sein.“

Allein zwischen Marzahn und Neukölln gebe es in Berlin „krass viele Realitäten“, sagte der in der Hauptstadt lebende Musiker. Mit seinen persönlichen Geschichten an die Öffentlichkeit zu gehen, sei nicht das vorab entworfene Konzept für ein neues Album gewesen, sagte Schneider. „Die Lieder sind viel so aus dem Bauch entstanden.“

Neben schweren Themen seien auf dem neuen Album auch lockere Songs zu finden. Nach der Corona-Pandemie freue sich der Künstler darauf, mit Neuem und Altem ab dem Sommer wieder auf der Bühne zu stehen. „Eigentlich war Bühne immer mein absolutes Element, aber jetzt ist es wirklich lange her“, sagte er. Neben Vorfreude sei er deshalb auch ziemlich nervös.