Hamburg. Die Chansonsängerin aus Hamburg bringt mit ihrem neuen Album eine abwechslungsreiche Liedersammlung heraus. Auf „Babyblue“ geht es um Liebe, Enttäuschungen, Partnerschaft, Sterben und Glaube.

Bunt und abstrus wie das Leben, so ist das neue Album „Babyblue“ von Annett Louisan - sowohl textlich als auch melodisch. Die Sängerin beschäftigt sich darauf mit Themen wie Liebe, Enttäuschungen, Partnerschaft, Sterben und Glaube, aber auch mit dem Älterwerden.

So singt sie in dem sanften, chansonartig-melancholischen „Die mittleren Jahre“: „Ich will nicht wieder 20 sein.“ Warum das so ist, verrät die 45-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg: „Ich bin schlagfertiger und lustiger geworden und ich hab' besseren Sex als früher.“

Louisan will die Schönheit im Alter finden

„Ich versuche, das Älterwerden anders zu betrachten und darin Weisheiten und Schönheiten zu finden, die es definitiv birgt. Nicht Altwerden, nicht Jungbleiben, sondern jeden Tag mehr werden. Um so zu leben, sollte man aber nicht zu viel verdrängen oder festhalten. Das ist manchmal nicht so einfach - die Vergangenheit loszulassen.“

Darum geht auch auf humorvolle Weise in dem Lied „Die fabelhafte Welt der Amnesie“ - um Verdrängung. „Auf der einen Seite rein, auf der anderen wieder raus“ heißt es da, untermalt von einer beschwingten Melodie und mit den für Louisan so typischen Wortspielen. Ebenso findet sich das bei „Hallo Julia“, das anfangs stark an Bachs Praeludium in C-Dur erinnert, später an Leonard Cohens „Hallelujah“, und das wie ein Choral vor sich hinfließt.

Bezug zur Hamburger Prostitutionsmeile

So richtig in der Tradition des französischen Chansons steht dann das luftig-leichte „L'Amour“, in dem die Sängerin eine wunderbar zarte Rauchstimme hervorzaubert. Ganz anders kommt dagegen der Titelsong „Babyblue“ daher. Er handelt von der „schönsten Frau der Herbertstraße“ (jener berüchtigten Prostitutionsmeile in Hamburg, zu der Frauen keinen Zutritt haben), deren Künstlername Babyblue lautet. Zeilen wie „sie schenkte mir Liebe, die Liebe, die ich brauchte“ stimmen nachdenklich.

Zu dem Themen-Potpourri, das „Babyblue“ bietet, gehört auch Freundschaft. Im hymnenartigen Song „Blutsschwestern“ singt Annett Louisan: „Männer kommen und gehen“ und „stille Wasser sind tief, aber unsere sind tiefer“. Für sie selbst sind Freunde wie eine „selbst gewählte Familie“, in der es „absolutes Vertrauen“ gebe.

Abwechslungsreiche Melodien und Melodie-Text-Scheren

Neben poetischen Texten mit Wortwitz sind auch Melodie-Text-Scheren typisch für die Wahl-Hamburgerin. So singt sie mit zuckersüßer Stimme vom Betrogensein im Lied „Arsch“: „Du liebst wie ein Arsch“ und „Du nahmst mich aufs Korn“, was ihrer sanften Stimme entgegensteht. Am Ende besingt sie dann noch den Tod, zählt mit einer gewissen Todessehnsucht zerplatzte Träume auf.

So ein zerplatzter Traum bezieht sich für Annett Louisan auch auf die Liebe: „Liebesschmerzen rühren nicht von dem Verlust eines Menschen, sondern vom Verlust des Traumes, den man an diesen Menschen geknüpft hat.“ Und so erzählt Annett Louisan auf „Babyblue“ Geschichten, die mit ihren abwechslungsreichen Melodien das breite Spektrum der Sängerin aufzeigen und ein durchaus (ent-)spannender Hörgenuss sind.