Manchester. Vor 40 Jahren wurde in Manchester ein Club eröffnet, der großen Einfluss auf die Entwicklung der britischen Musikszene hatte. Zum Jubiläum des legendären „Haçienda“ erinnert ein Boxset an das Gründungsjahr.

In der Whitworth Street West erinnert auf den ersten Blick nicht viel daran, dass sich dort das musikalische Zentrum Manchesters befand. Nur der Name des Gebäudes, „The Haçienda Apartments“, weist auf den legendären Musik- und Nachtclub hin, der dort bis 1997 stand. Im „Haçienda“ standen legendäre Bands wie New Order, The Smiths, Happy Mondays und sogar Madonna auf der Bühne, bevor der Club zum Wegbereiter der Acid-House- und Rave-Szene wurde. Zum 40. Jubiläum widmet sich eine 4-CD-Sammlung den Anfängen.

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Die Anfänge

Ins Leben gerufen wurde das „Haçienda“ 1982 von den Musikern der aus Manchester stammenden Band New Order, die nach dem Tod von Sänger Ian Curtis aus der Gruppe Joy Division („Love Will Tear Us Apart“) hervorgegangen war. New Order gründeten und finanzierten den Club gemeinsam mit ihrem Manager Rob Gretton und dem TV-Moderator Tony Wilson, der auch Inhaber des Plattenlabels Factory Records war. Wie alle Veröffentlichungen von Factory Records wurde auch der Club mit dem Kürzel FAC und der laufenden Nummer versehen: FAC 51.

„Wir mieten einfach einen Keller, holen ein paar Bands, stellen zwei Tische auf - ein Selbstläufer“, erinnerte sich New-Order-Schlagzeuger Stephen Morris in einer BBC-Doku („The Haçienda: The Club That Shook Britain“) zum Jubiläum des Clubs an die Grundidee. „Wie schwer kann das schon sein?“ Es wurde sehr viel schwerer, als es sich die Macher vorgestellt hatten.

Der einflussreiche Designer und Innenarchitekt Ben Kelly verwandelte ein früheres Lagerhaus in eine industriell und futuristisch anmutende Diskothek und Konzerthalle, die damals einzigartig war. Dort traten fortan unzählige einflussreiche Bands und Künstler auf - oft kurz vor ihrem großen Durchbruch.

65 Songs auf vier Platten

Die Zusammenstellung „FAC 51 The Haçienda: 1982“ vereint auf vier CDs Tracks von Musikern, die im ersten Jahr im „Haçienda“ spielten, aber auch prägende Songs, die von den DJs üblicherweise aufgelegt wurden. Neben britischen New-Wave-Stars wie Soft Cell („Torch“), Culture Club („I'm Afraid Of Me“) oder Siouxsie And The Banshees („Slowdive“) erlebte Manchester auch Soul- und Hip-Hop-Größen wie Edwin Starr („War“), Grandmaster Flash & The Furious Five („The Message“) oder die Sugarhill Gang („Apache“).

Unter den stattlichen 65 Tracks sind nur wenige Radiohits, aber dafür viele Klassiker und Obskuritäten für Kenner - etwa von Bands wie Blancmange („Living On The Ceiling“), The Royal Family And The Poor („Art On 45“), The Associates („Love Hangover“) oder den deutschen Elektro-Pionieren Liaisons Dangereuses („Los Niños Del Parque“) aus den Genres Punk, Postpunk, New Wave, Soul und Hip Hop. Die Reihenfolge ist so, wie man sie sich an einem typischen Abend im „Haçienda“ vorstellt: auf etwas ruhigere Tracks folgen die Tanzflächen-Kracher. Passenderweise kommen die meisten in der längeren 12"-Version.

Einige Legenden sind nicht drauf

Namhafte Bands wie The Stone Roses, Happy Mondays und Primal Scream, deren Karriere in späteren Jahren eng mit dem Club verbunden war, sind nicht dabei. Auch nicht die Musik, für die der Ort bald darauf berühmt wurde: Ende der 1980er Jahre war er der Mittelpunkt der neuen Acid-House- und Rave-Szene, die letztlich auch seinen Niedergang einleitete.

Der ausufernde Drogenkonsum - vor allem Ecstasy - und die steigende Gewaltkriminalität wurden zum Problem. Zudem wurde wegen der Drogen zu wenig Alkohol verkauft, weshalb das „Haçienda“ zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. 1997 war Schluss.

Finanzielle Probleme

„Wir haben nicht viel Geld mit New Order verdient, weil das meiste direkt ins "Haçienda" ging“, erinnerte sich der ehemalige Bassist Peter Hook in der BBC-Doku. Der 66-Jährige hält bis heute die Rechte an der Marke „Haçienda“, organisiert gelegentlich Jubiläumsveranstaltungen und war bei der Entstehung des neuen Boxsets involviert.

Die finanziellen Probleme trugen laut Hook, der auch ein Buch über die Geschichte geschrieben hat („The Haçienda: How Not To Run A Club“), zum Zerwürfnis mit seinen Bandkollegen bei. Dass New Order mit keinem Song auf den CDs vertreten ist, liegt allerdings wohl eher daran, dass sie erst 1983 ihren ersten Auftritt im eigenen Haus hatten. Damals hörte das Publikum zum ersten Mal den späteren Megahit „Blue Monday“.

Was die Box beinhaltet

„FAC 51 The Haçienda: 1982“ ist eine spannende musikalische Sammlung. Sie kommt in einem Hardcover-Buch mit einem Vorwort von Peter Hook, Interviews mit Zeitzeugen, Bandinfos und Fotos. So lebt der legendäre Musikclub 25 Jahre nach der Schließung zumindest in der Erinnerung und in der Musik von damals weiter.

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Wer sich in Manchester die Mühe macht und um die „Haçienda Appartments“ herumspaziert, entdeckt übrigens doch noch mehr Hinweise auf frühere Zeiten. Auf der Rückseite des Gebäudes listen Metalltafeln Meilensteine in der Club-Geschichte auf. Besonders kurios: 1985 erhielt die Berliner Band Einstürzende Neubauten Hausverbot, weil sie während ihres Konzerts mit einem Pressluftbohrer die Stahlträger beschädigt hatte.