London. Sie waren Wegbereiter des Britpop. 30 Jahre später hat Brett Anderson kein Interesse daran, mit seiner Band nur die alten Hits zu spielen. Mit «Autofiction» zeigen Suede, dass das auch nicht nötig ist.

Fast genau 30 Jahre ist es her, dass das inzwischen eingestellte, einflussreiche Musikblatt «Melody Maker» Suede zur «Besten neuen Band in Großbritannien» kürte. Ein Jahr später erschien das selbstbetitelte Debütalbum, mit dem Sude zu Pionieren der Britpop-Bewegung der 1990er Jahre wurden.

Drei Jahrzehnte später setzen sich Frontmann Brett Anderson und Co. auf dem neunten Studioalbum «Autofiction» mit Verlust und mit dem Altern auseinander.

Zwar beginnt das neue Album kraftvoll und erhebend mit «She Still Leads Me On». Doch der Song hat einen traurigen Hintergrund. Anderson hat ihn für seine verstorbene Mutter geschrieben. «Obwohl gerade die ganze Welt stehengeblieben war, waren wir doch in der Lage, etwas Fröhliches und Hoffnungsvolles zu schreiben», stellte Gitarrist Richard Oakes im einer Pressemitteilung zum Album fest.

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«Ich fühle mich nicht mehr jung»

Anschließend überrascht «Personality Disorder» mit fast harmonischen Doppel-Gitarren-Klängen nach einem eingängigen Refrain und bleibt sofort im Ohr. Das treibende «Shadow Self» hat einen starken New-Wave-Einschlag. In beiden Songs befasst sich der 54-jährige Anderson mit dem Altern. «Ich fühle mich nicht mehr jung, ich habe viel mehr Probleme», sagte er. «Die 50er fühlen sich ganz anders an als die 40er. In den 40ern fühlte ich mich immer noch jung, und ich denke, ich wollte mir jetzt einige dieser Ängste näher anschauen.»

Produziert wurde «Autofiction» wieder von Ed Buller, der für die erfolgreichsten Suede-Alben verantwortlich zeichnete, darunter das Debüt, «Dog Man Star» und ihr Comeback «Bloodsports», mit dem sich Suede nach der Trennung und einer siebenjährigen Bandpause äußerst erfolgreich zurückgemeldet hatten.

Der Blick geht nach vorn

Bei einem Clubkonzert in London stellte Anderson kürzlich klar, er habe keine Interesse daran, dass Suede eine «Nostalgie-Band» werde, die nur ihre alten Hits spielt. «Das wäre absolut langweilig.»

Ziel sei es nun gewesen, den Schwung von Suedes Konzerten auf ein Studioalbum zu bringen. «Es stellt sich eine seltsame Trägheit im Studio ein», so Anderson. «Es war ein Versuch, den ganzen Dreck und den Lärm und die Naivität einer Live-Band zu erzeugen und das einzufangen.» Versuch geglückt. Von Trägheit ist auf «Autofiction» definitiv nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil.