Berlin. Es gibt bekanntere, erfolgreichere Bands aus der Grunge-Ära. Aber dafür sind die Afghan Whigs bis in die Gegenwart besonders gut. Mit dem neuen Album gelingt Greg Dulli & Co. gar ein Karriere-Highlight.

Auf die kreative Energie und musikalische Relevanz der Afghan Whigs können viele jüngere Bands neidisch sein. 1986 gegründet und seit dem Grunge-Boom vor 30 Jahren erfolgreich (wenn auch nie so erfolgreich, wie sie es verdiente), präsentiert sich die Truppe aus Cincinnati/Ohio auf ihrem neuen Album vorbildlich gealtert.

Das geht mit «I'll Make You See God» - um ein mächtiges Gitarrenriff und das dramatische Gebrüll von Greg Dulli herumgebaut - toll los und lässt bis zum hymnischen letzten Song «In Flames» nie an Intensität nach.

Erinnerungen werden wach

«How Do You Burn?» ist das erste Studioalbum der Afghan Whigs seit 2017, als sie mit «In Spades» auch die deutschen Charts enterten. Die zehn aktuellen Stücke übertreffen nun alles, was die Band seit ihrem Comeback von 2014 veröffentlicht hat. Mehr noch: Sie wecken sogar Erinnerungen an ihre beste Phase mit der heute ikonischen Trilogie aus «Gentlemen», «Black Love» und «1965» in den 1990ern.

Das Besondere an den Afghan Whigs in der Grunge-Ära - neben populäreren Bands wie Nirvana, Pearl Jam oder Soundgarden - war ihre Verknüpfung von hartem Rock mit Soul, R&B und Gospel. Dafür stand der heute 57 Jahre alte Frontmann Dulli, der mit einer wahrlich seelenvollen Stimme gesegnet war (und ist). Dieser Hybrid-Stil und der phänomenale Sänger prägen auch «How Do You Burn?» - wobei das Songwriting diesmal besonders gut ist.

Mark Lanegan als Gast

Die Corona-Pandemie führte wie bei so vielen Bands dazu, dass die Afghan Whigs weitgehend getrennt an verschiedenen Orten aufnehmen mussten - in Kalifornien, Cincinnati, New Jersey und New Orleans. Zu den Mitstreitern des Quintetts gehörte auch der im Februar gestorbene Mark Lanegan, ein enger Freund und musikalischer Partner von Dulli, aber vorher nie auf einem Whigs-Album zu hören.

Andere Gäste waren Susan Marshall, Van Hunt - und Marcy Mays, die das wunderschöne «Domino And Jimmy» veredelt. «Ich habe diesen Song mit Marcy im Hinterkopf geschrieben», sagt Dulli. «Niemand klingt wie sie. Sie hat eine unglaublich einzigartige, emotionale und eindrucksvolle Stimme.» Stimmt genau. Einzigartig, emotional und eindrucksvoll klingt «How Do You Burn?» auch als Ganzes - und wächst rasch zu einem der stärksten Alben einer wechselvollen Bandhistorie.

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