Berlin. Auf die Würdigung seiner Verdienste durch Edelfans wie Grönemeyer lässt Krautrock-Pionier Michael Rother ein Album mit neuen Tracks folgen. Für den weiblichen Gesang musste er nicht lange suchen.

Vor gut einem Jahr feierte er seinen 70. Geburtstag und wurde als einer der einflussreichsten deutschen Rockmusiker gewürdigt: Michael Rother.

Der in Niedersachsen oder Italien lebende Gitarrist und Komponist, ist eine besonders im Ausland legendäre Figur des sogenanntem Krautrocks, mit Stationen bei den Bands Kraftwerk, NEU! und Harmonia sowie als Solokünstler. Nach üppigen Retrospektiven des Grönland-Labels seines Edelfans Herbert Grönemeyer legt der gebürtige Hamburger nun ein brandneues Album vor.

"As Long As The Light" kommt etwas überraschend, denn noch kurz vor seinem runden Geburtstag hatte Rother im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur gelassen philosophiert: "Man ist gut beraten, damit zu rechnen, dass Nichtvorhersehbares passiert im Leben. Ich habe aber jetzt nicht plötzlich das Gefühl, ich müsste in drei Monaten das nächste Album anfangen." Ein größeres Spätwerk auf all die Krautrock- und Elektropop-Pioniertaten der vergangenen 50 Jahre draufzusetzen - es schien dem sympathischen Musiker nicht vorrangig zu sein.

Schon die 2020 erschienene Boxset-Platte "Dreaming" - hervorgegangen aus einer Hamburger Aufnahmesession Rothers mit der Britin Sophie Joiner in den 90er Jahren - zeigte den Gitarristen und Soundtüftler in starker Form. Der weibliche Gesang als wichtiges Element war ungewöhnlich für den Instrumentalmusiker.

Vittoria Maccabruni singt

Auch auf "As Long As The Light" ist nun in manchen Stücken eine dunkle Frauenstimme zu hören - von Rothers italienischer Lebensgefährtin Vittoria Maccabruni, die nicht nur deshalb prominent auf dem Albumcover abgebildet ist.

In der Nähe von Pisa spielten Rother und Maccabruni 2020/21 acht gemeinsam entwickelte Tracks ein, die mal lieblich-verträumt, mal rhythmisch-pluckernd und oft mit kraftvollen, verzerrten E-Gitarren daherkommen. Wie von diesem äußerst eigenständigen Musiker gewohnt, haben die Klänge eine so beruhigende wie hypnotische Wirkung. Das ist Krautrock fürs Hier und Jetzt, Arthouse-Kino für die Ohren - Michael Rother hat also nichts verlernt.

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