Berlin. Mit spanischen Gute-Laune-Songs bringt Alvaro Soler seit Jahren Urlaubsstimmung ins oft graue Deutschland. Auf seinem neuen Album beschäftigt er sich aber auch mit der Suche nach Identität.

Mit dem Fahrrad und in kurzer Hose kommt Alvaro Soler zum Interview in ein Berliner Sushi-Restaurant. Einen Tag zuvor war der spanisch-deutsche Popsänger, der in seiner Jugend in Tokio lebte, noch in seiner Geburtsstadt Barcelona. Auf seinem Album "Magia" singt der 30-Jährige auch über das Leben in verschiedenen Kulturen.

Sonne, Strand, Meer: Die Musik von Soler verbreitet seit sechs Jahren in deutschen Radiosendern Urlaubsfeeling. "El mismo sol", "Sofia", "La cintura" oder "La libertad" gehören zu seinen erfolgreichsten Songs - nicht nur in Deutschland oder Spanien. Der Musiker tritt auch in Polen, Russland, Skandinavien, Italien oder Japan auf.

Auf seinem dritten Album haben erneut mehrere Gute-Laune-Songs das Zeug zum Sommerhit, etwa die erste Single "Magia" oder die neueste Auskopplung "Mañana". "Ich glaube, "Sommerhit" ist einfach nur eine Schublade. In der Zeit des Streamings können wir das ganze Jahr über Songs raushauen. Ob dann ein Lied das Potenzial zum Sommerhit hat, entscheiden am Ende die Leute", sagt Soler.

Flamenco-Akkorde, Bossa Nova, Meeresrauschen: Wer die Musik von Alvaro Soler hört, liegt gedanklich bei 33 Grad mit Cocktailglas am Meer. Und wer in seinem Mallorca-Urlaub ein paar Brocken Spanisch aufgeschnappt hat, freut sich über bekannte Begriffe - wie labios (Lippen), playa (Strand), corazón (Herz) oder natürlich bailar (tanzen).

Nicht nur Spaß, Urlaub und Liebe

Ein Großteil der über die Welt verteilten Fans dürfte die Texte ohnehin nicht verstehen. Das verstärkt bei vielen vielleicht den Eindruck, bei Soler gehe es vor allem um Spaß, Urlaub und Liebe. Aber der 30-Jährige wird auf "Magia" auch persönlich.

In der A-cappella-Abschlussballade "Alma de luz" ("Seele des Lichts") singt Soler über sein Aufwachsen in verschiedenen Kulturen. Der Sohn einer spanisch-belgischen Mutter und eines deutschen Vaters zog mit seiner Familie mit zehn Jahren von Barcelona nach Tokio. Dort besuchte er sieben Jahre lang eine deutsche Schule. Danach studierte er in Barcelona, bevor er 2015 nach Berlin kam.

Was ist Heimat?

"Wenn man in mehreren Ländern aufwächst, versucht man, sich in den verschiedenen Kulturen zu adaptieren. Man will einfach ein Teil der Gesellschaft sein, um nicht als Außenseiter dazustehen", erzählt Soler, der sechs Sprachen spricht. "Man verliert dabei den Fokus auf sich selbst. Das kann schon sehr schwierig sein, das habe ich auch selbst erlebt."

Die Suche nach Identität und die Frage, was Heimat ist, beschäftigen den Musiker. Darüber hat er auch ein Buch geschrieben, das im September erscheint. Im Song heißt es etwa: "Augen des Südens, die Haut eines Deutschen."

Mittlerweile pendelt Soler zwischen Berlin und Barcelona. "Wenn ich zu lange Deutsch spreche, fehlt es mir, Spanisch zu reden", sagt er im dpa-Interview. "Das löst was in mir aus, was ich gar nicht beschreiben kann. Es ist auch schwer zu verstehen, wenn man nicht in der Situation ist."

Als er zuletzt in Barcelona war, habe es ihm gut getan, mit Freunden wieder Spanisch zu sprechen. "Das war perfekt", sagt Soler in akzentfreiem Deutsch. Und bestellt dann Sushi - auf Japanisch.

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