Berlin. Rea Garvey lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Musikalisch zieht es ihn jetzt an einen irischen Sehnsuchtsort. Dort erinnert er sich auch an die Beziehung zu seinem Vater.

Hy Brasil ist der Name einer sogenannten Phantominsel, die angeblich im sechsten Jahrhundert vor Irland entdeckt wurde, in Wirklichkeit aber nie existierte. Dieser mystische Ort, der vielen lange als Sehnsuchtsziel galt, hat Sänger Rea Garvey für seine neue Platte "Hy Brasil" inspiriert.

Der Ire, der seit über 20 Jahren in Deutschland lebt und hier seine damalige Band Reamonn ("Supergirl") gründete, fühlte sich zuletzt mit seinem musikalischen Schaffen nicht mehr wohl. Der Genuss sei ihm abhanden gekommen. Corona habe ihm zusätzlich zugesetzt.

"Ich habe in der ersten Welle etwas meine Motivation verloren und musste mich echt zusammenreißen. Ich habe gemerkt, dass ich in eine falsche Richtung gehe", sagte Garvey der Deutschen Presse-Agentur. "Ich musste die Liebe zur Musik wiederentdecken." Deshalb hat es ihn quasi zu seinem musikalischen Sehnsuchtsort gezogen.

Die 14 Songs auf "Hy Brasil", die er zum größten Teil vor der Coronakrise geschrieben hat, bestehen aus Rock-Pop-Songs, die gute Laune verbreiten. Vor allem das eingängige "heyheyhey" oder das mit Elektrobeats unterlegte "The One".

Aber der Musiker, der derzeit in der zehnten Staffel der Castingshow "The Voice of Germany" zu sehen ist, klingt auch nachdenklich. In "Men Don't Cry" geht es um die Beziehung zu seinem Vater und dessen Unfähigkeit, bestimmte Gefühle zu zeigen.

"Im Studentenalter habe ich angefangen, meinen Vater zu umarmen und das auch von ihm einzufordern. Das gab es so bei uns nicht", erklärt Garvey, der noch sieben Schwestern hat. "Mein Vater hat nie die Werkzeuge bekommen, diese Gefühle zu zeigen."

Politisch wird der 47-Jährige in "Enough Is Enough", einem Duett mit dem Wiesbadener Rapper Kelvyn Colt. "Es gibt Ignoranz, Rassisten und die, die voller Hass sind. Lasst uns uns gegenseitig aufbauen und die Mauer der Trennung abreißen", heißt es darin.

Den Song habe er in diesem Sommer unter dem Eindruck der Unruhen in den USA geschrieben. Die Videos von Polizeigewalt gegen Schwarze hätten ihn nicht in Ruhe gelassen. Der Titel steht dabei für sich: "Genug ist genug".

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