Berlin. Er misst sich mit den großen Soul-Sängern der Seventies: Pete Josef. Nach fünf Jahren Pause als Albumkünstler kehrt der Engländer jetzt eindrucksvoll zurück.

Das vor gut 20 Jahren vom Berliner DJ- und Produzenten-Team Jazzanova gegründete Indie-Label Sonar Kollektiv hat sich viele Verdienste erworben. Nicht zuletzt die Entdeckung und Förderung des britischen Soul-Musikers Pete Josef.

Dies zahlt sich nun wieder aus - mit einer der schönsten Platten des Genres seit langem. "I Rise With The Birds" irritiert zwar zunächst mit einem kitschnahen Cover-Artwork, aber musikalisch sind die zehn Songs - wie schon auf dem Debüt "Colour" (2015) - vom Allerfeinsten.

Zum Glück näher dran am Original Stevie Wonder (schön nachzuhören in "Happy Is The Day") als an Epigonen wie Jamiroquai, croont sich Josef mit Sahnekaramell-Stimme durch ein ambitioniertes Programm zwischen Soul, Funk, Pop und Jazz. Wie schon auf "Colour" unterstützt die tolle Sängerin Marie Lister den Multiinstrumentalisten aus der Bristol-Szene, etwa im Afrobeat-groovigen, auch textlich anspruchsvollen "Giants".

Dass Pete Josef sich "auf den Schultern von Riesen" sieht (vor allem wohl von großen Soul-Künstlern der 1970er Jahre wie Stevie Wonder oder Donnie Hathaway), singt er in diesem Stück selbst ganz unverblümt. Jetzt, mit 30, hat der aus dem englischen Devon stammende Musiker einen neuen Reifegrad erreicht: Er macht seine Einflüsse sichtbar, lässt seinen Sound und seine Performance aber noch weniger als auf "Colour" davon dominieren.

Das fachkundige Label Sonar Kollektiv hat sich also erneut ein Dankeschön verdient - und lässt die Soul-Fans hoffentlich nicht wieder fünf Jahre auf ein neues Album von Pete Josef warten.

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