Berlin. Statt roher Gitarren gibt es gefällige Hymnen und Indie-Pop: Die Psychedelic Furs bringen nach Jahrzehnten ein neues Album heraus. Hat sich das lange Warten gelohnt?

Fast 30 Jahre ist es her, dass The Psychedelic Furs ihr letztes Album veröffentlicht haben. Auf "Made Of Rain" tauschen die Briten ihren ungeschliffenen New-Wave-Sound gegen glatten Indie-Pop.

Die Songs klingen zahmer und geordneter als die früheren Stücke. Der Opener "The Boy Who Invented Rock & Roll" klärt die Fronten trotz des anderslautenden Titels direkt: Statt schmissiger Akkorde wabernde Klänge, die den Pep früher Tage vermissen lassen.

Das ist die große Schwäche der neuen Platte: Waren die alten Songs mit bunten Synthies und düsteren Tönen gesprenkelt, plätschern die meisten der zwölf Tracks von "Made Of Rain" eher gleichförmig dahin. Der Sound ist Tragfläche für Richard Butlers nach wie vor unverwechselbar kantige, tiefe Stimme. Im Frühwerk erzeugte sie im Wechselspiel mit dem facettenreichen Klang aus rohen Gitarren und Noise-Teppich jedoch deutlich mehr Spannung.

Songs wie "Wrong Train", "Ash Wednesday" und "This'll Never Be Like Love" haben reichlich Pathos. Während "Wrong Train" mit druckvollen Gitarren im Refrain zu einer gefälligen Rock-Hymne wird, verfangen die anderen Lieder kaum. Auch Chorgesang und Saxofon, beides übrigens Relikte aus dem Frühwerk, verhelfen nicht zu mehr Charakter.

Der wohl interessanteste Track des achten Furs-Albums ist das verwegene "Come All Ye Faithful", das mit seinen düsteren Zeilen über Geltungssucht und Manipulation geradezu wie eine Ode an den "Joker" klingt. Im Hintergrund spielen verruchte Bläser, während Butler singt: "I never needed anyone/I laughed until I cried". Das erinnert an den von Joaquin Phoenix verkörperten Batman-Gegenspieler, dessen durchdringendes Lachen in Todd Phillips' Drama (2019) häufig auch eher nach einem Weinen klang. Hier funktioniert die Theatralik der Platte einmal richtig gut.

Die ganz großen Ohrwurm-Fabrikanten waren The Psychedelic Furs nie - außer im Falle von "Pretty In Pink", das John Hughes für seinen gleichnamigen Film 1986 als Soundtrack nutzte. Anders als früher gelingt es den Briten auf dem neuen Album nun leider nicht mehr durchweg, diesen Mangel durch spannende Tracks auszugleichen.

© dpa-infocom, dpa:200728-99-951436/3