Berlin. Zwischen Schönklang und Schroffheit pendeln die Songs des Amerikaners Brian Christinzio alias BC Camplight. Auch sein fünftes Studioalbum erzählt von Depressionen und Trauer, ohne weinerlich zu klingen.

Eine Warnung gleich vorab: Für depressive Gemüter ist die Musik des Singer-Songwriters Brian Christinzio, der unter dem Künstlernamen BC Camplight firmiert, eher nichts.

Sie könnten auch an seinen neuen Liedern Schaden nehmen, die der 39-Jährige auf dem Album "Shortly After Takeoff" veröffentlicht hat. Stabilere Fans erwartet indes eine hoch ambitionierte Indierock-Platte voller Überraschungen.

Schon im zweiten Song "Ghosthunting" erzählt Christinzio vor einem irre feixenden Publikum, dass er "mentally ill" sei - und singt dann mit famoser Falsettstimme eine zarte Akustik-Ode zur Harfe, ehe ein drohendes Streicher-Arrangement die Idylle torpediert. Solche Brüche machen die Klanggemälde des seit 15 Jahren als Albumkünstler aktiven US-Amerikaners aus.

Auch in anderen Stücken kann man sich nie sicher sein, ob es bei purer Schönheit bleibt wie in "I Want To Be In The Mafia" oder der Pianoballade "Arm Around Your Sadness" - das Schroffe, auch Schwarzhumorige ist hier stets eingepreist.

"Ich mache meine Platten anders als die meisten Leute", sagte der in England lebende Christinzio dem britischen Musikmagazin "Uncut". "Ich warte eigentlich immer, bis mir etwas Schreckliches passiert." Schon der Vorgänger "Deportation Blues" (2018) verarbeitete negative Erfahrungen. Zu dieser von Popkritikern sehr gelobten Platte bildet "Shortly After Takeoff" nun gewissermaßen den Zwilling - und das Ende einer 2015 gestarteten "Manchester-Trilogie".

Als "Untersuchung von Irrsinn und Verlust" bezeichnet der Songwriter selbst die neun aktuellen Lieder. Ein wenig ähnelt das Konzept dem seines berühmteren US-Landsmannes John Grant: Klassische Rockmelodien mit Wurzeln in den 1970er Jahren (etwa im Titelstück) werden mit Beach-Boys-Pop ("Born To Cruise") und zeitgemäßen Elektrofunk- oder Industrial-Sounds kontrastiert. Dazu singt Christinzio mit mal hoher, mal in Bariton-Tiefe fallender Stimme eindringliche Texte. Wieder kein einfaches, unkompliziertes Album von BC Camplight - aber wieder eines, das offene Hörer belohnt.