Berlin. Sie führt die Tradition in die Gegenwart: Jazzsängerin Kandace Springs erweist großen Jazz-Sängerinnen ihre Reverenz.

Sie ist eine der Entdeckungen der letzten Jahre: Die 1989 ausgerechnet in der Country-Hochburg Nashville geborene Jazzsängerin Kandace Springs hat mit ihren beiden Alben "Soul Eye" und "Indigo" gezeigt, wie man klassischen Jazz gesanglich in die Gegenwart bringen kann.

Ihr neues Werk "The Women Who Raised Me" (Blue Note/Universal) knüpft fast nahtlos an die stilvollen Vorgänger an - Kandace Springs erweist diesmal großen Jazz-Sängerinnen von Billie Holiday bis Nina Simone ihre Reverenz. Aber trotz der berühmten Namen ist ihre Hommage nicht nostalgisch oder in Ehrfurcht erstarrt geraten, sondern sehr beseelt und heutig.

Das beginnt dann sehr lebhaft mit "Devil May Care" von Diana Krall, und gleich kommen auch die hochkarätigen Mitspieler dazu, in diesem Fall der ausgezeichnete Bassist Christian McBride. Kandace Springs hat sich eine Reihe illustrer Gäste für ihr Album eingeladen. Und so gibt es danach ein schönes Duett mit Norah Jones in Ella Fitzgeralds schön besäuseltem Lovesong "Angel Eyes". Mit einer großartigen Version von Nina Simones "I Put A Spell On You" geht es weiter, von dem Saxofonisten David Sanborn stark interpretiert.

Gleich zwei Songs hat Kandace Springs mit dem Trompeter Avishai Cohen aufgenommen, den man nicht mit dem Bassisten gleichen Namens verwechseln darf. Die beiden Tracks, ursprünglich gesungen von Sade und Bonnie Riatt, sind die Highlights des Albums, einfach weil Stimme und Trompete fast miteinander verschmelzen. Kandace Springs hält die Spannung bis zum Ende und verabschiedet sich eher konventionell mit "Killing Me Softly" und "Strange Fruit".

Und übrigens, dass Kandace Springs in Nashville geboren wurde, ist kein Zufall. Ihr Vater ist der Soulsänger Scat Springs, der als Background-Vocalist mit vielen Größen auf der Bühne stand. "It runs in the family", das Musik-Gen liegt in der Familie.