Anfang April steht John Axelrod erstmals am Pult der Hamburger Symphoniker. Für sein Debüt hat der dann 50-jährige Dirigent drei Werke im Gepäck, die ganz unterschiedliche Facetten seiner amerikanischen Heimat beleuchten.
Das bekannteste ist die neunte Sinfonie von Antonin Dvorák. Es entbehrt nicht einer gewissen biografischen Ironie, dass ausgerechnet derjenige der drei an diesem Abend vertretenen Komponisten, der am kürzesten in Amerika gelebt hat, in seinem Werk am tiefsten zu den Wurzeln des Kontinents vordringt. Ganze drei Jahre verbrachte der Tscheche als Direktor des National Conservatory of Music in New York. In seiner letzten und populärsten Sinfonie bezog er, auch wenn er selbst das vehement abstritt, Elemente der amerikanischen Volks- in die europäische Kunstmusik ein. Mit Anklängen an Spirituals und indianische Tanzrhythmen malt die Musik ein idyllisches Bild von Amerika.
Ganz anders Kurt Weill in seiner Oper über Aufstieg und Fall einer imaginären Stadt namens Mahagonny. Weill und sein Librettist Bertolt Brecht erzählen die Geschichte eines hemmungslosen Kapitalismus, der die Gesellschaft moralisch aushöhlt und zugrunde richtet. Die Uraufführung im Jahr 1930 wurde von Krawallen begleitet. Doch wenn Axelrod die Mahagonny-Suite mit ihrem Mix aus ironischen Klassik-Zitaten, Populärmusik und Marschrhythmen in der Laeiszhalle dirigiert, sind Störungen durch das Hamburger Publikum eher unwahrscheinlich.
Mit dem aparten Konzert für Klarinette (Solist: Sebastian Manz), Streicher, Harfe und Klavier von Aaron Copland bringt Axelrod schließlich noch jazzige Farben aus seiner Heimat mit nach Hamburg und demonstriert damit eine typisch amerikanische Offenheit für ganz unterschiedliche Stilwelten. Yes, he can.
„Von der neuen Welt“ 3.4., 19.00, Laeiszhalle. Tickets zu 9,- bis 45,- unter T. 35 76 66 66
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