Das musikalische Debüt von Fernseh-Clown Klaas Heufer-Umlauf zog jede Menge Aufmerksamkeit auf sich. Auf der zweiten Platte bleibt Gloria bei solider Popmusik. Es gibt keine großen Überraschungen - aber einen Song, der es in sich hat.

Berlin (dpa) – Klaas Heufer-Umlauf hatte mit viel mehr Erklärungsnot gerechnet, als er vor zwei Jahren sein erstes Musik-Album – ganz ernst und humorlos – veröffentlichte.

"Es hat ganz gut geklappt, dass sich die Leute auf die Musik eingelassen haben", sagt der 31-Jährige, der aus TV-Unterhaltungsshows wie "Circus HalliGalli" bekannt ist. Nun legt er mit Mark Tavassol als Gloria das zweite Album "Geister" nach.

Die neue Platte ist eine logische Fortsetzung des Debüts - ohne große Überraschungen. Für Heufer-Umlauf und Tavassol war sie aber eine entscheidende Weiterentwicklung als Duo. Nach einer Album-Produktion und anschließender Tour begreife man erst richtig, wie die eigene Musik eigentlich klinge, für was die Band stehe. "Wir haben beide verstanden, worum es bei Gloria geht", sagt Heufer-Umlauf der Deutschen Presse-Agentur. Das habe sich auf die Produktion des zweiten Albums ausgewirkt. "Man macht sich nicht mehr so viele Gedanken darüber, wie die Leute auf ein erstes Album reagieren, das ist halt vorbei, endlich."

Die elf Songs auf der neuen Platte sind ähnlich wie die auf dem Vorgänger: Poppig bis rockig in Singer-Songwriter-Manier, oftmals klingen sie nachdenklich und melancholisch. Doch thematisieren sie nun mehr gesellschaftliche als persönliche Fragen. "Das, was passiert" erzählt etwa von der Schnelllebigkeit des Lebens, von der Vollgepacktheit des Alltags, davon, wie es ist, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. "Es sind halt Sachen, die müssen irgendwas in einem auslösen, was bestenfalls durch Musik untermauert emotional ist", sagt Tavassol. "Es ist niemals kalkuliert."

Kalkuliert könnte allerdings "Pilot" wirken: Der Song lässt einen unweigerlich an den Absturz der Germanwings-Maschine denken, bei dem im März alle 150 Menschen an Bord starben. "Du bist der Pilot mit der Angst, der Idiot, der nicht mehr kann, es geht gut los, doch irgendwann zerfällt es dir vielleicht in deiner Hand", heißt es darin und die Frage "Was soll passieren, wenn du aufgegeben hast?" kehrt immer wieder. Gänsehaut.

Doch die Musiker stellen klar: Der Song sei bereits 2014 entstanden und keinesfalls als Reaktion auf das Unglück zu verstehen. Hinter dem Lied stecke der Gedanke, dass es Berufe gebe, hinter denen Außenstehende stereotype Charakterstärken vermuteten. Menschen, die etwa als Chirurg oder als Pilot arbeiteten, füllten diese Fassade dann auch irgendwann aus - unabhängig davon, ob sie das im Kern leisten könnten oder nicht.

"Wir können nur über Sachen schreiben, die beim Schreiben eine Mindestflamme in uns selbst am Leben halten", sagt Tavassol. Das Duo machte bereits mehrere Jahre gemeinsam Musik, bevor es 2013 seine Songs der Öffentlichkeit präsentierte. Bis dahin kannte man Tavassol als Bassisten von Wir sind Helden, während sich Heufer-Umlauf einen Namen als Unterhalter im Fernsehen gemacht hatte.

Vor allem von Heufer-Umlaufs Bekanntheit dürfte Gloria profitiert haben. Mit "Geister" beweist der Entertainer aber erneut und überzeugend, dass er viele Facetten auszufüllen weiß und verschiedene Leidenschaften unter einen Hut bringt. "Ohne Joko darf Klaas auch mal der ernste junge Mann sein, der er eigentlich eher ist", schrieb die "Süddeutsche Zeitung" erst kürzlich über ihn.

Ob es Heufer-Umlauf nerve, immer wieder mit seiner Witzemacher-Rolle in Verbindung gebracht zu werden, wenn es doch eigentlich um Gloria geht? "Es wäre sehr merkwürdig, wenn ich mich jetzt hier hinsetzen würde und mich von meiner anderen Seite distanzieren würde", sagt er. "Nein, ich mache das genauso gerne, wie ich Musik mache, und finde das auch völlig vereinbar."