Feinsten Garagenrock, den man sehen, riechen, fühlen, hören kann, bringt The Jon Spencer Blues Explosion am 22. April ins Gruenspan.

Jon Spencer nimmt Alben auf, die man sehen kann. Sobald „Meat + Bone“ (2012) gestartet wird, erblickt man vor dem inneren Auge den Tontechniker im Studio, wie er ratlos gegen das Schaufenster der Dezibelanzeige klopft. Der Zeiger, voll im roten Bereich, regt sich nicht. Aber das gehört bei der Jon Spencer Blues Explosion seit mehr als 20 Jahren zum guten Ton. Totale Übersteuerung, verzerrter Gesang und Gitarrenriffs, die den Schweißrost in großen Brocken von den Saiten schleudern.

Ja, Jon Spencer nimmt Alben auf, die man riechen kann. „Black Mold“ oder „Boot Cut“ heißen die neuen Songs, die Benzin, Booze und Blues verströmen wie ein Muscle-Car in der Garage. Eben abgestellt, mit noch tickendem Motor. Von der Tailgate-Party am Football-Stadion zurück, mit Grillkohle und Burgerbrötchen-Krümeln im Kofferraum und dem Abdruck eines Hotpants-Hinterns auf dem Beifahrersitz. „Strange Baby“. Natürlich wird in der Garage auch gerockt, zwischen abgefahrenen Reifen, staubigen Möbeltrümmern und Spinnenweben. Die Wolldecken, die den Hall in der Basstrommel dämpfen, stinken nach Staub und Schimmel, die Pilskannen nach im schalen Bierrest verreckten Zigarettenstummeln. Lecker? Oh Gott, ja!

Jon Spencer nimmt Alben auf, die man fühlen kann. Der jugendliche Enthusiasmus der ersten Probe, bei der Lautstärke alles ist und der Rest eine Sache für eine ungewisse Zukunft, wird von Sänger Jon Spencer, Gitarrist Judah Bauer und Schlagzeuger Russell Simins auch auf dem neunten Langspieler vermittelt. Acht Jahre nach dem Vorgänger Damage (2004) bleibt sich das Trio auf „Meat + Bone“ treu und gibt sich professionell dilettantisch.

Refrain und Strophe sind das Maximum an ambitioniertem Songwriting, die Gleichförmigkeit zwischen den ersten Aufnahmen 1991 und heute ist beabsichtigt, weil bewährt. Nicht die Melodien, nicht die Harmonien sind der Zündstoff für die Blues Explosion, sondern der Verzicht auf jegliche Zurückhaltung. Alles auf Rot, alles auf Blues, alles auf Anschlag. Das alles ist zu sehen, zu riechen und zu fühlen, wenn der Mischer am 22.April im Gruenspan ratlos gegen das Schaufenster der Dezibelanzeige klopft.

The Jon Spencer Blues Explosion Mo 22.4., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten 24,50 im Vorverkauf; www.thejonspencerbluesexplosion.de