Oldschool-Hip-Hop der brillanten, gesellschaftskritischen Art gibt es am Sonnabend mit Yasiin Bey aka Mos Def und Big Daddy Kane in der Freiheit.

Namen haben eine große Bedeutung in der afroamerikanischen Gesellschaft. Viele Künstler haben sich umbenannt, um nicht mit ihren sogenannten Sklavennamen gerufen zu werden. Mos Def, Rapper aus Brooklyn, kam 1973 als Dante Terrell Smith zur Welt, gab sich später obigen Bühnennamen, was im Slang die Kurzform von „most definitely“ bezeichnet, übersetzt „mit Sicherheit“ oder in deutschem Hip-Hop-Jargon „auf jeden“. Im September 2011, zehn Jahre nach der Zerstörung des World Trade Centers, kündigte Mos Def an, sich in Yasiin Bey umzubenennen, ohne dass er eine Begründung dafür geliefert hätte. Überraschend ist der Schritt indes nicht, denn Mos Def legte bereits als 19-Jähriger sein islamisches Glaubensbekenntnis ab, sein Vater war Mitglied der Nation of Islam.

Mehr Aufregung in den Hip-Hop-Zirkeln fand seine Ankündigung, wieder mit seinem ehemaligen Partner Talib Kweli zusammen ins Studio zu gehen und das gemeinsame Projekt Black Star aufleben zu lassen. 1998 brachten beide das hochgelobte Album „Mos Def & Talib Kweli Are Black Star“ heraus, seit einigen Monaten treffen sie sich wieder im Studio, um an neuen Tracks zu arbeiten, doch das dauert. Ein Veröffentlichungsdatum für die Fortsetzung von Black Star gibt es noch nicht, was auch mit den vielen Verpflichtungen der Künstler zu tun hat.

Tourneen und Liveauftritte von Yasiin Bey gibt es nicht sehr oft, was vor allem mit seiner Arbeit als Schauspieler zu tun hat. In diesem Monat kommt er endlich nach Europa und wird auf der Bühne der Freiheit stehen und zeigen, welch brillanter Rapper er ist.

Vier Soloalben hat er zwischen 1999, als „Black On Both Sides“ herauskam, und 2009 mit „The Ecstatic“ gemacht. Yasiin Bey steht für den sogenannten „conscious hip-hop“, also für das Bewusstmachen sozialer und gesellschaftlicher Missstände in der Kunstform gereimter Texte. Er hat von Beginn seiner Rap-Karriere an eine Gegenposition zu den Gangsta-Rappern eingenommen, bei denen sich alles nur um das eigene Ego dreht. Immer wieder hat Mos Def auch außerhalb der Bühne den Finger in Amerikas Wunden gelegt.

Yasiin Bey steht für den kritischen Ansatz des „conscious hip-hop“

Im Jahr 2005 zum Beispiel tauchte er mit einem Lieferwagen vor der Radio City Music Hall in New York auf und improvisierte einen Auftritt, bei dem er „Katrina Clap“ zum Besten gab. In dem Song kritisiert er das Verhalten der US-Behörden und von Ex-Präsident George W. Bush während der Hurrikan-Katastrophe in New Orleans. Sofort bildete sich um seine mobile Bühne eine Traube von begeisterten Zuhörern. Weniger angetan war die New Yorker Polizei, die mit ein paar Streifenwagen anrückte und Mos Def festnahm, weil er seinen Auftritt nicht angemeldet hatte. Ebenso vehement engagierte der 39-Jährige sich für den zum Tode verurteilten schwarzen Aktivisten Mumia Abu-Jamal und für die Jena Six. Das ist eine Gruppe von schwarzen Teenagern, die in Louisiana unter einer dubiosen Anklage wegen versuchten Totschlags stehen – für Mos Def ist das ein typisches Beispiel für ein ungerechtes und rassistisches Gerichtsverfahren.

Außerhalb von Hip-Hop-Kreisen ist der hagere Rapper einem größeren Publikum auch hierzulande als Schauspieler bekannt. In „The Italian Job“ gehört er zur Bande von Mark Wahlberg, in „The Woodsman“ spielt er einen schwarzen Polizisten, in „Cadillac Records“ verkörpert er die Rock-’n’-Roll-Legende Chuck Berry. Sein bekanntester Film in Deutschland ist „16 Blocks“, ein Thriller, in dem Bruce Willis als alkoholkranker Polizist Mos Def vom Gefängnis in ein 16 Blocks entferntes Gerichtsgebäude bringen muss, wo er in einem Prozess gegen korrupte Polizisten aussagen soll. Mos Def wurde für seine Rolle 2006 mit dem Black Movie Award ausgezeichnet.

Wenn Yasiin Bey am 20. April in die Große Freiheit 36 kommt, bringt er übrigens noch einen anderen Old-School-Rapper aus New York mit, der ebenfalls ewig nicht mehr in Deutschland gewesen ist: Antonio M. Hardy galt in den 80er-Jahren als schwarzes Sexsymbol und Frauenheld, inzwischen gehört er zu den Rap-Veteranen. Einen Künstlernamen hat er natürlich auch: Big Daddy Kane.

Yasiin Bey aka Mos Def, Big Daddy Kane Sa 20.4., 19.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten 39,70 im Vvk.; www.facebook.com/mosdef