Das britische Hipster-Trio Delphic mischt auch auf seinem neuen Album “Collections“ gekonnt Electro mit Indie-Einflüssen.

Hamburg. Ungeduld zahlt sich selten aus. Als das britische Trio Delphic vor weniger als vier Jahren seine Debüt-Single "Counterparts" veröffentlichte, war man sicher: Da kann alles gehen! Die Hipster-Journaille überschlug sich vor Freude. Diese Mischung aus Synthies, Gitarren und Live-Drums erinnerte an New Order, Acid House und an Manchesters goldene 80er: illegale Raves in urbanen Lagerhallen, dürre Menschen, Drogen und Graffiti an den Wänden - feiern, bis die Polizei die Party sprengt. Dasselbe Management wie Bloc Party. Eine sichere Sache. Matt Cocksedge, Richard Boardman und James Cook machen Musik, die die Leute tanzen lässt. Und so war die Hälfte der Songs auf dem ersten Delphic-Langspieler "Acolyte" in Werbespots, TV-Serien und Playstation-Spielen zu hören. Die Zeit der Warehouse-Raves war schnell vorbei. Stattdessen: ausverkaufte Touren und eine offizielle Single für Olympia 2012.

Auch auf dem brandneuen Album "Collections" sammeln sich gut gemachte Stücke. Doch die Überblendung von elektronischer Musik und Gitarren-Indie wirkte bei Delphic von jeher geschaffen, große Hallen zu füllen.

Und in der Musikszene hat sich einiges getan. Seit 2010 sind beide Lager, die Delphic zu verbinden versucht, gestärkt. UK-Gitarrenbands entwickeln sich zielstrebig auf einen dreckigeren Sound hin und kommen mit Palma Violets, Toy, Childhood und Savages zu neuer Größe. Auch die englische Tanzmusik setzt weniger auf die Indie-Disco-Zwischentöne, sondern auf Beats, wie SBTRKT oder Disclosure. Der Mainstream wird vom Untergrund erobert. Heute mehr denn je.

"Collections" klingt groß, professionell, pompös - doch die Euphorie bleibt aus. Es ist tatsächlich eine Sammlung (engl.: "collection"). In den Strophen des Eröffnungsstücks "Of The Young" klingt Sänger Sam Cook nach Matthew Bellamy von Muse, an späterer Stelle drängt sich eine Idee Dub-Step ("Atlas") nach vorn. "Tears Before Bedtime" wiederum erinnert mit seinen Anrufbeantworter-Samples und Pianodrops an den R'n'B, den Drake und Frank Ocean momentan verkörpern. Vielleicht hätten den drei Lads von Delphic noch ein paar Jahre in Manchesters Lagerhallen gutgetan. Dann könnten sie ihre unbestreitbare Live-Energie auch auf Platte bringen.

Delphic Fr 8.3., 21.00 Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Eintritt 17,20; www.delphic.cc