Der Sänger der Band Interpol, der als Solo-Künstler in Hamburg gastiert, ist kein Poser, sondern ein ernsthafter Musiker mit einer Mission.

Wer ist Paul Banks? Und wie viele? Auf die Frage gibt es mehrere Antworten. Er ist der Musiker, der für sein erstes Solowerk den Namen Julian Plenti erfand, noch bekannter ist er als Sänger der New Yorker Industrial-Postpunkband Interpol. Jener Band, die mit coolem Gangster-Look und eng geführter Empfindsamkeit und Euphorie zur Indie-Supergroup aufstieg. Viel feiner Staub aus dem Interpol-Kosmos findet sich natürlich auch in Paul Banks neuem Werk mit dem knappen Titel "Banks", dem ersten unter seinem eigenen Namen, das er live am 9. Februar im Grünspan präsentieren wird.

Auch "Banks" treiben eher die Zweifel und Unwägbarkeiten des Lebens um. Es ist ein Werk der Freuden aber vor allem Nöten des Heranwachsens. Voller Hymne, Fragilität und purer Schönheit. Eher des Neo-Country als des düsteren Industrial-Rockbretts. Banks selbst, immerhin Ende 30, gibt zu, eine jugendliche Sicht auf die Dinge zu haben. In seiner Wut, manchmal Ohnmacht und seiner überdimensionierten Empfindsamkeit.

Der Opener "The Base" ist als verklausulierte, aber deutliche Kritik am militärischen Komplex zu verstehen. "Over my shoulder" als Gefühlspanorama einer Paranoia, bei der Phantome über seinen Rücken linsen. Aber endlose Canyons geben Flüssen in ihrem Bett beruhigenden Halt. Eine Heimat jenseits des Sternenzeltes verheißt Sicherheit. Die Welt soll trotz aller spürbaren Verwerfungen ein Ort des Haltes sein. So wie es nur der Pop leisten kann.

Natürlich finden auch die ganz profanen Pop-Themen ihren Platz. Liebe, Betrug, dazu spricht in "Another Chance" die Stimme eines Freundes aus dem Off eines Experimentalfilms. Das war billiger, als teure Rechte zu bezahlen. Man kauft Banks all das ab, nicht nur, weil er einen Universitätsabschluss in Englisch und vergleichender Literaturwissenschaft vorweisen kann.

Er ist kein Poser, sondern ein ernsthafter Musiker mit einer Mission. Einer, der Kurt Cobains Ehrlichkeit rühmt und durch den Nirvana-Sänger einst seine Initiation in der Musik erfuhr. Der New Yorker, der sich zwischendurch als Hip-Hop-DJ Fancypants frische Eindrücke verschafft, beweist bei aller Seriosität aufrichtigen Humor. Live unbedingt sehenswert.

Paul Banks Sa 9.2., 19.30, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten ab 27,15 im Vvk.; www.bankspaulbanks.com