Der Albumtitel „Charmer“ ist Programm für das Konzert, bei dem die Amerikanerin ihren Ruf als sympathische Künstlerin festigt.

Hamburg. Witze auf Kosten von Phil Collins zu machen funktioniert immer, wenn man ein aufgeklärtes Publikum vor sich hat wie Aimee Mann in der Fabrik. Vor ein paar Jahren schnappte der Genesis-Sänger der Amerikanerin den Oscar für den besten Filmsong weg. Immer wenn Mann "Save Me" singt, das sie damals für Paul Thomas Andersons "Magnolia" schrieb, erzählt sie die Anekdote mit Collins und hat natürlich die Lacher auf ihrer Seite.

Mehr als 800 Musikfreunde sind gekommen, um die sympathische Künstlerin zu erleben. Charme wird an diesem Abend großgeschrieben, denn "Charmer" heißt ihr aktuelles Album. Im 95 Minuten dauernden Programm singt sie neun von elf dieser neuen Lieder, mit denen sie ihre Qualitäten als Songschreiberin wieder einmal unter Beweis stellt. Die sind besser als ihr Deutsch, aber immerhin versucht sie ein paar Ansagen in der für sie schwierigen Sprache, was ihr weitere Sympathien einbringt.

Was diesen Abend jedoch so besonders macht, ist die Lässigkeit, mit der Mann und ihre vierköpfige Band musizieren. Man merkt ihnen die jahrelange gemeinsame Tourerfahrung an, Bassist Paul Bryan ist außerdem der Produzent von Aimee Manns Platten. Rhythmisch funktioniert diese Kombo wie ein Metronom, Bryans Stimme ergänzt sich perfekt mit Manns dunklem Timbre.

Für das Duett bei "Living A Lie", auf "Charmer" mit James Mercer von den Shins gesungen, springt Ted Leo ein. Der New Yorker Sänger und Gitarrist durfte im Vorprogramm auftreten und hat sich in Hamburg ebenfalls eine Menge Freunde gemacht. Am Ende gibt es soviel Beifall, dass Mann, Leo und die Band für eine nicht geplante zweite Zugabe aus der Garderobe kommen. Ungeprobt spielen sie Thin Lizzys "Honesty Is No Excuse". Profis eben.