Die Freundschaft zwischen Cuno Amiet und Ferdinand Hodler ist Thema im Bucerius Kunst Forum. Die Ausstellung spiegelt den Dialog zwischen den beiden Künstlern wider.

Im Jahr 1893 sind sich die beiden Schweizer Maler Ferdinand Hodler und Cuno Amiet erstmals persönlich begegnet. Fünf Jahre später erteilte der Sammler Oscar Miller Amiet den Auftrag, ein Porträt von Hodler zu malen. Das wurde zum Ausgangspunkt einer Künstlerfreundschaft, die für beide bereichernd war, gerade in ihrer Spannung zwischen Sympathie und Missverständnis, Nähe und Konkurrenz.

In Kooperation mit dem Kunstmuseum Solothurn zeigt das Bucerius Kunst Forum erstmals eine Ausstellung, die die Freundschaft zwischen diesen beiden bedeutenden Malern als künstlerischen Dialog nachzeichnet.

Holder ist als einer der wichtigsten und einflussreichsten europäischen Künstler zwischen Jugendstil und Moderne akzeptiert. Amiet ist heute in Deutschland weit weniger bekannt, obwohl er großen Einfluss auf die Entwicklung des Expressionismus nahm. "Mit Bewunderung und Begeisterung haben wir Ihre Werke gesehen, und wir erlauben uns, Sie zu fragen, ob Sie unserer Gruppe 'Brücke' beitreten wollen. Einstimmig haben wir in Ihnen einen der 'Unsern' erkannt und hoffen, dass Sie unsere Sache als Bestrebung nach gleichen künstlerischen Zielen unterstützen werden", schrieb Erich Heckel an Amiet, der diese Einladung annahm und Mitglied der "Brücke" wurde.

Die persönliche Freundschaft zwischen Hodler und Amiet bestand zunächst nur bis 1904, als es in der Folge einer gemeinsamen Ausstellungsbeteiligung an der Wiener Secession zum Zerwürfnis zwischen den beiden Künstlern kam. Die gegenseitige Beeinflussung dauerte jedoch weiterhin an. Es kam schließlich zur Versöhnung. Amiet besuchte den schwer kranken Hodler im Frühjahr 1918 in Genf und malte ihn wenig später auf dem Totenbett. "Unsere Ausstellung spiegelt den Dialog zwischen den beiden Künstlern wider. Sie zeigt, in welcher Weise sie sich gegenseitig beeinflusst haben", sagt Ortrud Westheider, Direktorin des Bucerius Kunst Forums.

Im Mittelpunkt der Schau stehen die Werkgruppen "Der Frühling" von Hodler und "Die gelben Mädchen" von Amiet. Die Gegenüberstellung zeigt die Beeinflussung besonders deutlich. Während Amiet, für den eigentlich Farbe und Leben große Bedeutung besaßen, stärker auf die Linie und eine kompositorische Eindringlichkeit setzte, wird in Hodlers Werk, das bis dahin ausschließlich von Linie und Geist geprägt ist, eine beinahe expressive Farbigkeit erkennbar. Auch sind immer wieder Berührungspunkte zu finden, etwa in den Porträts und Figurenbildern. So übernahm Amiet bei seinen symbolischen Frauenfiguren die Frontalität der Darstellung, die für Hodler charakteristisch ist. Insgesamt ist das Werk des in Deutschland weitgehend in Vergessenheit geratenen Cuno Amiet disparater und überraschender. "Die Schau bietet uns die Möglichkeit, nicht nur Amiet mit Hodlers Bildern bekannter zu machen, sondern auch, den scheinbar vertrauten Hodler durch die Gegenüberstellung mit seinem Künstlerfreund in neuem Licht zu zeigen", meint Ortrud Westheider.

Ferdinand Hodler und Cuno Amiet. Eine Künstlerfreundschaft zwischen Jugendstil und Moderne. 28.1. bis 1.5.2012, Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, tägl. 11.00-19.00, Do 11.00-21.00