Hamburg. Mit Abstand, dem in den vergangenen zwei Jahren leidvoll erlernten Social Distancing, hat es Sophia Urista nicht so. Auf der kleinen Knust-Bühne ist es bei insgesamt acht Musikern am Dienstagabend ohnehin eng, aber die Brass-Against-Sängerin geht auch mit dem Publikum auf Tuchfühlung.
Bei der euphorisch gefeierten Zugabe „Killing In The Name“, dieser wütenden Revoltenummer von Rage Against The Machine, kippt sie zunächst einigen Fans in der ersten Reihe aus einer Schnapsflasche direkt in die Kehle, später wird es noch ein bis zwei Umdrehungen intimer: Urista nimmt immer wieder einen Schluck und gibt den dann weiter – eine Mund-zu-Mund-Befüllung, die begeisterte Abnehmer findet.
Brass Against: Sängerin gibt Schnaps ans Knust-Publikum
Dass Brass Against auf der laufenden Tour nicht nur in Hamburg vor ausverkauftem Haus spielt, liegt sicher auch daran, dass die Band kurz zuvor als Support von Tool in den großen Arenen Europas zu erleben war und schon da mächtig abräumte.
- Tonbandgerät: Sie sind noch da, nur irgendwie anders
- Das Logo an der Grindelallee hat jetzt „Bestandsschutz“
- Stuart A. Staples – Nachfolger des großen Leonard Cohen
Und das, obwohl es sich im Grunde um eine Coverband handelt, die Stücke von Audioslave, System Of A Down, Rage Against The Machine und eben Tool nachspielt. Allerdings in völlig anderen Arrangements, denn Brass Against ist, wie der Name schon andeutet, im Kern eine Bläsertruppe, bei der Trompete, Saxofon, Posaune und Sousaphon (eine Tuba) den Sound prägen.
Brass Against: Sophia Urista kann eindrucksvoll rappen
Dazu kommen Gitarre und Schlagzeug – und dann ist da mit Sophia Urista noch eine charismatische Sängerin, die nicht nur eine klasse Rockstimme hat, sondern auch eindrucksvoll rappen kann. Und die die Bühne im hochgeschlossenen Hosenanzug ebenso beherrscht wie im knallengen Weniger-ist-mehr-Lederoutfit, in dem sie das letzte Drittel des Konzerts bestreitet.
Ein sehr unterhaltsamer Abend, auf den die eine oder andere zum Abschluss gerne noch einen Kurzen nimmt – am liebsten natürlich ganz direkt, von Mensch zu Mensch.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Kritiken