Hamburg. Lucy Fricke über eine Diplomatin, die sich von ihrer Zunft abwendet – und Andrea Sawatzki schreibt ehrlich über die eigene Kindheit.

Ein Realist sei von Natur aus eher Pessimist als Optimist, heißt es. Aber wünschte man sich für die internationale Top-Diplomatie nicht eigentlich etwas anderes? Jemanden, der mit kühlem Kopf Idealist ist? Oder, in diesem Fall: Idealistin?

Nun, „Die Diplomatin“ (Claassen, 256 S., 22 Euro), nach der die in Hamburg geborene Schriftstellerin Lucy Fricke ihren neuesten Roman betitelt hat, verliert irgendwann den Glauben an die eigene Zunft und deren Wirkung auf das Weltgeschehen: „Es war lächerlich, so zu tun, als könnte man etwas ändern.“ Zwar spricht die Ich-Erzählerin an dieser Stelle über den Verkehr in Istanbul, wohin sie nach einem Scheitern auf der ersten Konsulats-Station verschickt wird – aber dieser Satz wirkt nicht zufällig allgemeingültiger.