Hamburg. Grandioses Finale des Hamburger Theaterfestivals mit einer zeitgemäßen „Medea“ im Schauspielhaus – allerdings ohne Medea.

Die Bühne blendet. Blütenweiß wie eine Waschmittelreklame aus den 80er-Jahren. Ein fleckenloser Neustart, so scheint es kurz, ist möglich. „No hard feelings“, winkt jovial der ungelenke Ehemann ab, der seine Frau gerade von irgendwoher abgeholt hat, etwas ist vorgefallen, nichts Genaues weiß der Zuschauer noch nicht. Sie wirkt selbstreflexiv, etwas unsicher vielleicht: „Ich hab ja fast alles kaputt gemacht...“ Jedoch das gleißende Bühnenbild (Bob Cousins) macht misstrauisch: Kein Leben ist so porentief rein, keine noch so austherapierte Beziehung derart makellos. Und diese Frau, deren Lider flattern, deren Blicke und Mundwinkel zucken, wie es die Live-Übertragung schonungslos auf die Videowand vergrößert, die steht auf der Kippe. „Jetzt fangen wir neu an. Wir fangen alle neu an“, verlangt sie, das verzweifelt optimistische Drängen schon früh im Tonfall.

Von Beginn hat man Angst – um sie, vor ihr, oft beides zugleich.