Hamburg. Verdis Oper wurde in Hamburg grandios aktualisiert. Dabei befindet sich der Regisseur Kirill Serebrennikov unter Hausarrest.

Endet die Wirklichkeit, sobald sich der Vorhang hebt und die dicke Dame aus dem klassischen Opern-Kalauer singt? Ist Kunst nur Kunst, wenn sie im Rahmen ihrer Notwendigkeiten künstlich wirkt, statt künstlerisch mit Gegenwart umzugehen? Darf man sich in diesen irren, wirren Zeiten noch unreflektiert erlauben, eine derart politische Oper als Stimmenspektakel und Pausenschnittchen-Vorspiel abfeiern zu wollen, bloß weil sie fast 180 Jahre alt ist und ein einzelner Verdi-Chorsatz ganz besonders zum Mitsummen einlädt?

Das wären nur einige der Fragen, die sich am Sonntag in der Staatsoper stellten. Dort wurde, so radikal und so gelungen wie selten, die Schall-Mauer zur Realität durchbrochen, bis es wehtat, echte Schicksale und menschliche Größe waren zu sehen. Es gab einen, nur einen einzigen „Aufhören!"-Zwischenruf.