Hamburg. Antú Romero Nunes’ Inszenierung „Eine Familie“ ist am Thalia Theater so deprimierend wie komisch. Ein Fest für die Schauspieler.

Still ist es in der Prärie, unendlich still. Nur die Grillen zirpen, draußen vor dem verdunkelten Haus, und dieses Geräusch lässt die Stille und Abgeschiedenheit umso schmerzhafter wirken. Denn die Prärie ist nicht bloß eine Gegend. Sie ist nicht nur, was vielleicht schlimm genug wäre, das „platte, heiße Nichts“, irgendwo im Nirgendwo von Osage County. Die Prärie ist „ein Bewusstseinszustand, ein spirituelles Leiden“. Man sieht sie nicht in Antú Romero Nunes’ Inszenierung „Eine Familie“ am Thalia Theater, die bei ihm ausschließlich im Inneren eines Hauses spielt. Aber man spürt sie.

„Das ist hier alles eine Zumutung, wirklich“, schimpft Violet. Und damit ist der Kurs des Abends schon mal ganz gut beschrieben, an dessen Beginn Violets Mann Beverly verschwindet. Beverly, ein gescheiterter Autor, wird sich umbringen – allerdings nicht bevor er den Dichter T.S. Eliot zitiert hat, „Die hohlen Männer“, das mit einem berühmten Absatz endet: „Auf diese Art geht die Welt zugrund/Nicht mit einem Knall: mit Gewimmer“. In Tracy Letts’ „Eine Familie“ (im Original: „August: Osage County“) ist das Gewimmer lauter, anhaltender und grausamer als es ein einzelner Knall je sein könnte.