London. Eine Dokumentarfilmerin begleitet ihren Kindheitsfreund auf seinem Weg zu einer arrangierten Ehe mit einer Frau in Pakistan. Emma Thompson ist in dem Film als Mutter zum Fremdschämen zu sehen.

Was bewegt einen jungen, attraktiven Mann in London dazu, eine Frau im pakistanischen Lahore zu heiraten, die er vorher nie persönlich getroffen hat? Kann das überhaupt funktionieren? In der romantischen Culture-Clash-Komödie „What's Love Got To Do With It?“ (auf deutsch: Was hat Liebe damit zu tun?) begleitet die Dokumentarfilmerin Zoe (Lily James) ihren Kindheitsfreund Kazim (Shazad Latif) mit der Kamera auf seinem Weg ins vermeintliche Eheglück.

Lily James, die zuletzt als Pamela Anderson in der biografischen Satire „Pam & Tommy“ für Aufsehen sorgte, ist zwar als preisgekrönte Dokumentarfilmerin nicht unbedingt überzeugend, aber als Zoe wirklich sympathisch. Shazad Latif („Spooks“, „Star Trek: Discovery“) gelingt es, seiner Rolle den nötigen Tiefgang zu geben. Herrlich ist Emma Thompson als Zoes Mutter, die kaum ein Fettnäpfchen auslässt und reichlich Fremdschäm-Potenzial bietet.

Die Besetzung setzt sich aus britischen, indischen und pakistanischen Schauspielern zusammen, darunter der pakistanisch-britische Standup-Komiker Jeff Mirza und die renommierte Bollywood-Schauspielerin Shabana Azmi als Kazims Eltern.

Der Regisseur Shekhar Kapur spielt auf amüsante Art mit Klischees und zeigt, dass es viele verschiedene Arten von rassistischen Vorurteilen gibt - manchmal eben auch, wenn es jemand eigentlich gut meint.

Ein Plädoyer für die Erweiterung des Horizonts

Die beiden Häuser in London, in denen Zoe und Kazim aufgewachsen sind, trennt nur eine Hausnummer. Doch dazwischen liegen Kontinente, wie der Arzt seiner ehemaligen Nachbarin klarmacht. Beide sind Briten, doch Kazim wuchs in einer pakistanisch-stämmigen Familie auf - mit anderen Erfahrungen und anderen kulturellen Wertvorstellungen. Zoe wird das erst bewusst, als Kazim ihr erzählt, dass er eine arrangierte Ehe eingehen will. „Keine Zwangsehe“, wie er betont, „sondern eine assistierte Eheschließung.“

Zunächst fällt Zoe aus allen Wolken. Dann hat sie eine Idee: Sie überredet Kazim, einen Dokumentarfilm über seinen Weg bis zur Eheschließung und über die Hochzeitsfeier in Lahore drehen zu dürfen. Nach anfänglichen Zweifeln willigt der Neurochirurg ein.

Schon der Besuch bei der Partnervermittlung - Kazim bringt seine Eltern mit - ist für Zoe ein Kulturschock. Intelligent und attraktiv soll seine Partnerin sein. Doch Kazims Eltern haben konkretere Vorstellungen. „Nicht zu dunkel, allenfalls hellbraun“, betont seine Mutter. „Nicht zu ehrgeizig und nicht zu feministisch“, wünscht sein Vater. Während Kazim offen für jeden Hintergrund ist, steht für die Eltern fest: Pakistani und Muslima muss sie sein.

In „What's Love Got to Do with It?“ ist niemand fehlerfrei und niemand steht am Pranger. Die Charaktere sind mit all ihren Stärken und Schwächen geprägt durch ihr gesellschaftliches Umfeld. Gleichzeitig ist Kapurs Film ein Plädoyer dafür, den eigenen Horizont zu erweitern und offen zu sein für andere Sichtweisen.

Gelegentlich etwas viele Klischees

Zoes Mutter Cath (Thompson) lässt bei aller Begeisterung für muslimische und pakistanische Bräuche kein Fettnäpfchen aus. Die Sache mit der Partnervermittlung findet Cath hervorragend. Sie selbst versucht immer wieder erfolglos, ihre Tochter zu verkuppeln.

Zoe hält die Idee von der arrangierten Ehe für absurd. Kazim, der zu Hause mehr Druck erfährt, als er zugeben will, erinnert sie nonchalant daran, dass die Beziehungen mit den von ihr selbst gewählten Partnern stets nur von kurzer Dauer sind. Doch ob sich Kazims Vorstellung von der glücklichen Ehe erfüllt?

Gelegentlich nehmen die Klischees im Film überhand und manche Gespräche über Rassismus wirken etwas erzwungen. Die albernen Witze über Dating-Apps sind auch eher überflüssig. Aber „What's Love Got To Do With It?“ funktioniert als kurzweilige romantische Komödie dank warmherziger Momente und einiger wirklich lustiger Gags.

- What's Love Got To Do With It?, UK 2023, 108 Min., FSK 6, von Shekhar Kapur, mit Lily James, Shazad Latif, Emma Thompson, Shabana Azmi.