Hof. Die Hofer Filmtage sind eine Veranstaltung ohne Chichi. Das Publikum kann sogar bequem von Zuhause aus dabei sein. Trotzdem kann sich das Programm sehen lassen.

Kinosessel oder Couch? Für Thorsten Schaumann, Chef der Hofer Filmtage, ist das kein Gegensatz: „Wir gehen dahin, wo das Publikum ist. Das Publikum entscheidet, wann und wo es Filme sehen möchte.“ Das heißt konkret, dass alle Filme, die in Hof bei der 56. Ausgabe des Festivals von diesem Dienstag an (25. Oktober) bis zum 30. Oktober gezeigt werden, auch über eine Streaming-Plattform deutschlandweit gebucht und daheim geschaut werden können. „Nicht jeder kann nach Hof ins Kino kommen. Aber wir sind für alle da.“

Nach den Corona-Beschränkungen der vergangenen beiden Jahre ist es in diesem Jahr wieder ein Festival unter fast normalen Umständen. Publikum, Filmschaffende, Medienvertreter - Schaumann hofft auf regen Austausch. „Es ist so wichtig, dass man sich wieder in die Augen schaut, dass man gemeinschaftlich diese Spannung, dieses Knistern im Kinosaal spürt.“

Das Programm

Eröffnet werden die Filmtage mit dem Film „Olaf Jagger“. Der bekannte Künstler Olaf Schubert entdeckt im Keller des elterlichen Hauses ein altes Tonband, auf dem ein Interview mit seiner Mutter und Mick Jagger zu hören ist. Aus dem Jahr 1965 - da stand das Elternhaus in der DDR. Es beginnt eine Spurensuche.

Erst habe er gedacht, was für ein merkwürdiger Titel, sagte Schaumann über den Eröffnungsfilm. Aber dann sei er total „geflasht“ gewesen. „Denn hier werden auf unfassbar lustige, aber auch kritische Art und Weise die Geschichten zweier großer Persönlichkeiten Olaf Schubert und Mick Jagger sehr, sehr schön verflochten.“

Es folgen zahlreiche weitere Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme von nationalen und internationalen Regisseurinnen und Regisseuren. Ein übergreifendes Thema ist dabei Gesellschaft, wie Schaumann sagte. „Was ist für uns Gesellschaft, wie definiert sie sich im Film? Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, diese Geschichten zusammen erzählen eine Story.“

Die Zukunft des Kinos

Auch wenn in Pandemie-Zeiten Kinos häufig geschlossen waren und die Menschen auf Streaming-Angebote vor den heimischen Bildschirmen ausgewichen sind, glaubt Schaumann fest an die Zukunft des Kinos: „Absolut. Aber ich muss Optionen anbieten. Nur zu sagen: Okay, ich mache die Kinotüren auf, dann kommen die Leute - das reicht nicht.“

Es habe in der Geschichte des Kinos immer wieder Stiche gegeben, bei denen es geheißen habe: Das Kino ist tot. Es sei Aufgabe eines Festivals wie Hof, darauf hinzuweisen: „Kino ist der attraktivste Ort.“ Es lohne sich, für die Zukunft des Kinos zu kämpfen, „denn Kino hat jeglichen Wandel - gesellschaftlich, technisch - immer wieder überstanden“.

Hinter den Kulissen

Hof ist ein Filmfestival mit ganz eigenen Traditionen: Rote Teppiche und glänzende Abendroben sucht man hier vergeblich. Stattdessen gibt es eine Bratwurstbude als Treffpunkt vor einem Kino und ein gemeinsames Fußballspiel Filmschaffender. „Professionell in familiärer Atmosphäre Kino zu feiern“, nannte Schaumann das.

Traditionell gehören verschiedene Preisverleihungen zum Programm. Der Filmpreis der Stadt Hof ging in früheren Jahren bereits an Regisseurin Julia von Heinz, Doris Dörrie, Wim Wenders, Tom Tykwer, Dominik Graf und Caroline Link. Mit dem Hofer Goldpreis wird die beste Regieleistung bei einem ersten Langspielfilm ausgezeichnet, außerdem werden noch Preise für Dokumentar- oder Kurzfilme verliehen.