Berlin. Im neuen Film des Cannes-Gewinners Apichatpong Weerasethakul sind vor allem die Geräusche und Bilder interessant. Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton zeigt einmal mehr ihre Schauspielkunst.

"Slow Cinema" nennt man, was der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul macht. Für seinen neuen Film "Memoria" mit Tilda Swinton in der Hauptrolle bedeutet das: Die Handlung des Filmes ist nicht so wichtig.

Es gibt lange, statische Filmeinstellungen, die Atmosphären und Geräuschkulissen lebendig machen. Und eine starke Hauptdarstellerin, deren Regungen wir in aller Langsamkeit verfolgen können.

"Memoria", der im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes lief und den Jury-Preis gewann, ist ein Film, auf den man sich einlassen muss. Den man am besten im Kino anschaut - ohne Nebengeräusche, ohne Handy, auf großer Leinwand.

Ein bedrohliches Geräusch

Swinton spielt Jessica, die eines Tages von einem dumpfen Knall aufgeschreckt wird. Immer wieder hört sie nun dieses bedrohliche Geräusch, das außer ihr niemand wahrzunehmen scheint. Sie versucht, dem Geräusch auf die Spur zu kommen.

Nachdem sie ins kolumbianische Bogotá gereist ist, wo ihre Schwester lebt, freundet sie sich mit der Archäologin Agnès an. "Ich glaube, ich werde verrückt", sagt Jessica zu ihr. "Das bist du. Und ich auch. Da gibt es Schlimmeres", sagt Agnès. Jessica begleitet die Archäologin zu einer Ausgrabungsstätte im Dschungel und lernt dort einen Fischer kennen, mit dem sie sich austauscht. Schließlich kommt sie dem Ursprung des Geräusches näher.

Damit ist der Plot im Prinzip erzählt - doch viele Themen schwingen in diesem Werk mit, das eher eine Meditation als ein Spielfilm ist. Es geht um Erinnerung - persönliche und kollektive - und die Idee, dass alles in einer Art Bewusstseinsstrom miteinander verbunden ist: Menschen, Steine, Pflanzen.

Das Besondere sei, so informiert die zuständige PR Agentur, dass der Streamingdienst Mubi erstmals in Deutschland einen Kinostart initiiere. Anschließend ist "Memoria" exklusiv auf Mubi zu sehen.

Memoria, Kolumbien/Thailand/u.a. 2021, 136 Minuten, FSK o.A., von Apichatpong Weerasethakul, mit Tilda Swinton, Elkin Díaz, Jeanne Balibar

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