München. In Zeiten wie diesen sehnen wir uns nach Ablenkung. Wie gut, dass es dafür jede Menge passende Filme gibt! Zum Beispiel eine Komödie zum Wegträumen von Ang Lee.

Als "Sinn und Sinnlichkeit" im März 1996 in die Kinos kam, waren sich Kritiker und Publikum einig: Begeistert schwärmten sie von der Verfilmung eines Romans von Jane Austen, der 1811 erschien. "Wir brauchen keinen weiteren Beweis dafür, dass dieses Filmmaterial zeitlos ist", lobte die "New York Times".

Sogar einen Oscar gab es und den Goldenen Bären der Berlinale - zurecht. Regisseur Ang Lee bietet in seiner Liebeskomödie wunderbare Unterhaltung mit Wortwitz und guten Dialogen. Und er entführt in eine romantische Welt, die wie geschaffen ist für eine Alltagsflucht gerade in Zeiten von Corona.

Lee hat seine opulente Werk prominent besetzt. Emma Thompson und Kate Winslet spielen die Schwestern Elinor und Marianne Dashwood. Als ihr Vater stirbt, erbt ihr Halbbruder John das noble Anwesen Norland Park. Notgedrungen ziehen die Mädchen mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Margaret in ein kleines Landhaus. Nur mühsam gewöhnen sie sich an das einfache Leben, doch bald stellen sich Verehrer ein. Elinor wird hofiert von Edward Ferrars, gespielt von Hugh Grant. Edwards Mutter hegt allerdings höhere Ambitionen für ihren Sohn. Eine Ehe mit einer armen Dashwood - unvorstellbar. Aussichtslos auch die Liebe von Colonel Christopher Brandon (Alan Rickman) zu Marianne, denn die hat ihr Herz bereits anderweitig verschenkt. Ein verwickelter und vergnüglicher Liebesreigen beginnt.

Emma Thompson hat das Drehbuch geschrieben, mit amüsanten Dialogen. Für gut zwei Stunden entführt der Film in ein Bilderbuch-England mit saftig grünen Hügeln, wolligen Schafen und traumhaften Herrenhäusern. Die Frauen tragen verspielte Kleider, unterm Kapotthütchen kringeln sich wilde Locken und das Cottage ist romantisch. Doch die Idylle trügt, dafür sorgt vor allem Johns Ehefrau Fanny (Harriet Walter), die sich gleich zu Beginn als neue Herrin von Norland Park aufspielt und unablässig gegen die Dashwood-Frauen giftet. Sehr unterhaltsam.

Die Mädchen haben dagegen vor allem eine Sorge: Sie wollen die Liebe fürs Leben finden. Aus heutiger Sicht wirkt das veraltet, schließlich wollen Frauen heute eine solide Ausbildung, einen guten Beruf und nicht von einem Mann abhängig sein. Doch der Film spielt in einer längst vergangenen Epoche und ist charmant erzählt. Die Sache mit der Liebe ist zudem zeitlos. Wer wen wann und warum liebt oder nicht - bis heute ein unerschöpfliches Thema. Die "Washington Post" formulierte es in ihrer Filmkritik so: "Wie wenig sich die Menschheit in Herzensangelegenheiten doch weiterentwickelt hat".