Berlin. Die derzeitige Situation kann auch etwas Gutes haben. Denn so finden einige von uns die Zeit, endlich ein paar Kinoklassiker nachzuholen. Heute: Helmut Dietls Komödie “Rossini“.

"Schtonk!", "Kir Royal" und "Monaco Franze": Helmut Dietls Werke sind legendär und etablierten ihn schon früh als einen der besten Regisseure dieses Landes.

Ein weiterer Höhepunkt folgte dann 1997 mit "Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" - eine grandiose Gesellschaftssatire. 3,2 Millionen Menschen schauten sie sich damals im Kino an. Es folgten vier Deutsche Filmpreise, darunter für den besten Film und die beste Regie. Und auch heute hat die clevere und unterhaltsame Komödie nichts von ihrem Witz verloren.

Das Herz der Geschichte ist das Münchner Edel-Restaurant "Rossini" des Italieners Paolo Rossini (Mario Adorf). Hier trifft sich die Schickeria aus Film, Literatur und Medizin. Küsschen hier, Küsschen da: "Dottore" Sigi Gelber (Armin Rohde) verteilt am Dinner-Tisch Pillen und Potenzmittel und berät zu Nasen-OPs und Busenvergößerungen. Die Klatschreporterin Charlotte Sanders (Hannelore Hoger) ist sexsüchtig und die bildschöne Valerie (Gudrun Landgrebe) wird gleich von mehreren Männern umgarnt.

Das Geschehen dominieren allerdings der Regisseur Uhu Zigeuner (Götz George), Produzent Oskar Reiter (Heiner Lauterbach) und Dichter Bodo Kriegnitz (Jan Josef Liefers). Joachim Król gibt den schüchternen, aber enorm erfolgreichen Buchautor Jakob Windisch, der sich weigert, die Filmrechte an seinem Bestseller "Die Loreley" zu verkaufen.

Dietl, der 2015 starb, fängt all die Affären und Animositäten ein, lässt die Kamera in permanenter Bewegung zwischen den zahlreichen Protagonisten hin- und hertreiben. Reizvoll ist dabei, dass Dietl und "Das Parfum"-Bestseller-Autor Patrick Süskind das Drehbuch gemeinsam schrieben und viele Anspielungen auf reale Personen einbauten: auf den Produzenten Bernd Eichinger, den Dichter Wolf Wondratschek sowie auf Dietl und Süskind selbst.

Auch die Schauspieler laufen ausnahmslos zur Höchstform auf und offenbaren in oft nur kurzen Sequenzen die traurige Einsamkeit, die ihre Charaktere umgibt. Das weiß die junge Veronica Ferres als verführerisches Schneewittchen schließlich gekonnt auszunutzen. Vor allem aber sind es neben dem Tempo und den Darstellern die Dialoge, die zum Niederknien sind. Pointiert und bissig, schonungslos und voller schwarzem Humor - das macht beim Zuschauen noch immer großen Spaß. Ganz großes Kino!