Punk is not dead, schon gar nicht für die Brüder Benoît und Jean-Pierre, alias Not und Dead. Der eine ist schon seit Jahrzehnten Punk. Der andere bricht aus dem spießigen Idyll aus.

Benoît (Benoît Poelvoorde) ist der älteste Punk vor Ort. Mit Hund, Irokesenschnitt, Lederjacke, Tarnhose und Springerstiefeln streift er durch die Asphaltwüste eines tristen Vorort-Industriezentrums. „Not“ ist in großen Buchstaben auf seine Stirn geritzt, als sichtbares Zeichen der Verweigerung, und Not möchte er auch genannt werden. Die Eltern betreiben ein Kartoffelrestaurant zwischen Supermarkt und Tankstelle, Nots Bruder Jean-Pierre (Albert Dupontel), ein spießiger Familienvater, verkauft Matratzen in einem Bettengeschäft. Doch plötzlich platzt Jean-Pierre der Kragen, der Job ist flöten, und dann schließt er sich seinem Bruder an. Als Punk-Duo „Not & Dead“ machen sie fortan die Gegend unsicher, ein Gabelstapler dient als Fortbewegungsmittel.

Punk is not dead: Die Regisseure Gustave Kerven und Benoît Delépine – beide setzten bereits den dicken Gérard Depardieu in „Mammuth“ aufs Motorrad – werfen in ihrer Komödie „Der Tag wird kommen“ launig eine strittige These in den Kinosaal und präsentieren episodenartig Sketche über Spießbürger und ihre Genügsamkeit. Dabei propagieren sie so etwas wie Anarchie im Kleinen. Das ist manchmal lustig, sogar originell. Wenn sich Jean-Pierre etwa demonstrativ verbrennen will, aber nur die Sprinkleranlage auslöst, oder die Eltern wie verrückt Kartoffeln schälen. Doch die Regisseure haben nicht wirklich etwas über Konsumterror, Arbeitslosigkeit, menschenfeindliche Architektur oder Entfremdung in der modernen Gesellschaft zu sagen. Dafür ist ihnen der vordergründige Gag, die spaßige Provokation zu wichtig.

Bewertung: annehmbar

„Der Tag wird kommen“ F 2012, 92 Min., ab 12J., R: Gustave Kerven, Benoît Delépine, D: Benoît Poelvoorde, Albert Dupontel, Brigitte Fontaine, Bouli Lanners, täglich im 3001, Studio-Kino; www.dertagwirdkommen.de