Steven Soderberghs Psycho-Thriller - der sein vorerst letzter Film sein wird - spielt mit den Erwartungen des Zuschauers und ist stellenweise überfrachtet.

Gleich zu Beginn nimmt der Film die Zuschauer auf den Haken. Die Kamera fährt durch ein Apartment in New York. Auf dem Boden sieht man deutlich eine Blutspur. Natürlich wüsste man gern, von wem die stammt, aber genau das erfährt man an dieser Stelle nicht. Stattdessen wird man durch die Einblendung „drei Monate früher“ vertröstet...

Emily (Rooney Mara) besucht ihren Mann Martin (Channing Tatum) im Gefängnis. Ihr gemeinsames neureiches Leben endete abrupt, als er wegen Insidergeschäften an der Wall Street verhaftet wurde. Seit dem Absturz plagen Emily Depressionen. Sie kommt in eine Klinik, wo sich der Psychiater Jonathan Banks (Jude Law) um sie kümmert. Er verschreibt ihr ein Medikament, das aber nicht hilft. Sie erzählt ihm auch weiterhin von „giftigen Nebelbänken“, die ihr Bewusstsein trüben. Also konsultiert Banks ihre frühere Psychiaterin Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones), die auf ein anderes Antidepressivum setzt. Das hat aber das Schlafwandeln als Nebenwirkung. In diesem Zustand begeht Emily eine Bluttat, und Banks gerät in schwere Erklärungsnöte.

Vieles ist nicht so, wie es auf den ersten Blick erscheint in „Side Effects“. Regisseur Steven Soderbergh und sein in puncto Medizin und Kriminalität erfahrener Drehbuchautor Scott Z. Burns schaffen es, durch immer neue Volten in der Handlung, die Glaubwürdigkeit fast aller Protagonisten zu diskreditieren. Kein Zweifel, dass sie dabei die Filme von Alfred Hitchcock im Hinterkopf hatten. Dabei gehen sie durchaus mutig vor, denn während der Film zu Beginn vor allem um Emilys Schicksal zu kreisen scheint, rückt sie später in den Hintergrund und die Handlung dreht sich vornehmlich um Banks’ verzweifelte Versuche, seine Reputation zu retten.

Soderbergh zeigt hier das Bild einer Gesellschaft, in dem der Gebrauch von Psychopharmaka zusehends verharmlost wird. Menschen werden – im wahrsten Sinne des Wortes – mit allen Mitteln auf Leistungsbereitschaft und das, was sie für Normalität halten, getrimmt. Dabei sind fast alle Opfer von Manipulationen. Leider ist der Plot stellenweise überfrachtet, sodass er von seiner anfänglichen Eleganz etwas einbüßt. Trotzdem überzeugen Law als ein etwas naiver Kämpfer und Zeta-Jones als seine luzide Kollegin und Gegenspielerin.

Soderbergh hat angekündigt, dies werde sein vorerst letzter Film sein. Wäre schade um einen der umtriebigsten US-Regisseure, der sowohl große Produktionen wie „Erin Brockovich“ oder „Ocean`s Eleven“, als auch kleinere Filme wie „Haywire“ stemmen kann. Meistens steht er auch noch hinter der Kamera und macht den Schnitt. So viel Vielseitigkeit ist selten.

Bewertung: annehmbar

„Side Effects“ USA 2013, 106 Min., ab 12 J.,R: Steven Soderbergh, D: Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, täglich im Abaton,Cinemaxx Dammtor, Passage, UCI Mundsburg;