Das Melodram “Take This Waltz“ von Sarah Polley erzählt von einer Frau, die sich zwischen zwei Männern zu entscheiden versucht.

"Ich hänge nicht gern dazwischen" sagt Margot (Michelle Williams), und eigentlich tut sie das ja auch nicht. Die 28-Jährige ist glücklich verheiratet und führt ein vergleichsweise sorgenfreies Leben mit Kochbuchautor Lou (Seth Rogen). Doch dann lernt sie eines Tages im Flieger den (Lebens)Künstler Daniel (Luke Kirby) kennen, und ihr bis dahin so geordneter Alltag gerät ebenso langsam wie sicher aus den Fugen. Plötzlich ist da die Ahnung, dass es noch etwas anderes geben könnte als die bequeme Routine. Plötzlich schlägt das Herz wieder schneller - und zwar nicht nur, weil aus der warmen Dusche unvermittelt eiskaltes Wasser strömt.

Margot passt Daniel, der schicksalhafterweise in direkter Nachbarschaft wohnt, frühmorgens ab, die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander, genießen den Sommer in Toronto. Aber es sind vorsichtige, ganz zarte Begegnungen, in denen die Sehnsucht zwar aufbrandet doch nie gestillt wird, denn Margot kann sich einfach nicht entscheiden, zu wem sie gehört. Bis Daniel, der das Dazwischenhängen nicht mehr aushält, seine Sachen packt und die Stadt verlässt.

Wie viel Routine gehört zum (Liebes)Leben? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, etwas Neues zu wagen? Kann das Gefühl von Sicherheit auf Dauer gegen den Kitzel der Verliebtheit bestehen? Regisseurin Sarah Polley ("Away From Her") lässt ihre Protagonistin in "Take This Waltz" in einem bisweilen von Verunsicherung geprägten Prozess eigene Antworten auf all diese Fragen finden. Antworten, die keine Allgemeingültigkeit behaupten, sondern individuell erkämpft werden müssen. Und mit Michelle Williams hat Polley eine Hauptdarstellerin gefunden, die alle Zwischentöne, alle Zerrissenheit eindringlich abbildet. Schon wenn sie in der Anfangssequenz vor dem Backofen hockt, in dem die selbstgemachten Muffins bräunen, ist so viel unbestimmte Sehnsucht in ihrem Blick - und dabei hat sie Daniel noch nicht einmal getroffen.

Schade nur, dass Sarah Polley sich nicht vollends auf den Schwebezustand einlässt und dem bis dahin wunderbar offenen Melodram ein viel zu konkretes Finale verordnet hat. Dass sie dieses mit dem titelgebenden Leonard-Cohen-Song unterlegt, enttäuscht wegen der Vorhersehbarkeit zusätzlich, auch wenn der Film ansonsten über weite Strecken gekonnt gegen den dramatischen Strich gebürstet ist.

Bewertung: annehmbar

"Take This Waltz" Kanada/Spanien/Japan 2011, 116 Min., ab 12 Jahren, R: Sarah Polley, D: Michelle Williams, Seth Rogen, Luke Kirby, täglich im Blankeneser, Passage; www.takethiswaltz-film.de