Mike Magidsons bewegendes Grönland-Drama zeigt in kolossaler Natur die Not jedes einzelnen Menschen, jedes einzelnen der Inuit.

Inuk hat seine Heimat verloren, seine Kultur und seine innere Mitte. Wie sein Volk. Inuk bedeutet Mensch. Die Mehrzahl lautet Inuit - die Bezeichnung der indigenen Völker, die in der Arktis und auf Grönland leben.

"Inuk" lautet auch der Titel eines bildgewaltigen Dramas um den halbwüchsigen Grönländer gleichen Namens, gespielt von Gaba Petersen. Der Film beginnt mit einem kurzen Rückblick in Inuks Kindheit. Der kleine Junge ist schwer erkrankt, seine Eltern, der Vater ist Jäger, wollen ihn mit dem Hundeschlitten ins weit entfernte Krankenhaus bringen. Das Eis wird dünn und Inuks Vater bricht ein, verschwindet im eisigen Wasser.

Mike Magidsons vielfach ausgezeichneter Film überlässt es dem Zuschauer, die Übergänge, Zusammenhänge und emotionalen Wendungen zu deuten, Dialoge sind rar. Es sind die Bilder der ebenso existenzialistisch anmutenden wie lebensfeindlichen Eislandschaft und die Gesichter der Figuren, die sprechen.

Inuks Mutter ist alkoholkrank, sein Stiefvater gewalttätig. Sie wohnen jetzt in der Hauptstadt Nuuk. Inuk hat nur seinen Kopfhörer, um sich aus seinem Elend auszuklinken. Manchmal wird alles so schlimm, dass er aus der winzigen Wohnung abhaut. Das Jugendamt schickt Inuk nach Uumannaq, die Gegend seiner Kindheit. Während einer Abenteuerreise mit ortsansässigen Robben-Jägern trifft Inuk den Jäger Ikuma (großartig: Ole Jorgen Hammeken, einer der bekanntesten Grönland-Forscher, außerdem Sozialarbeiter in Uumannaq), zwischen den beiden entwickelt sich ganz vorsichtig ein ebenso tiefes wie fragiles Verständnis.

"Inuk" spart die Klimaerwärmung nicht aus, Armut, Arbeitslosigkeit sind stets präsent. Über allem aber schwebt der Mensch - Inuk - in kolossaler Natur und ursprünglicher Not.

Bewertung: empfehlenswert

"Inuk" F 2010, 90 Min., o. A., R: Mike Magidson, D: Gaba Petersen, Ole Jørgen Hammeken, Rebekka Jørgensen, täglich im 3001; www.neuevisionen.de