Die Bourne-Story erfährt auch ohne Matt Damon eine Fortsetzung. Der Actionthriller “Das Bourne Vermächtnis“ lebt von Verfolgungsjagden.

Es steht Bourne drauf, aber es ist kein Bourne drin. Jedenfalls nicht in Person von Matt Damon, der den CIA-Agenten auf der Flucht in den drei Thrillern "Die Bourne Identität", "Die Bourne Verschwörung" und "Das Bourne Ultimatum" spielte. Damon hatte keine Lust mehr auf eine weitere Fortsetzung, also mussten sich die Macher etwas Neues überlegen: Die Bourne-Filme sind ein lukratives Geschäft: Mehr als eine Milliarde Dollar spielten die bisherigen Abenteuer ein. Das aktuelle Werk "Das Bourne Vermächtnis" läuft parallel zum "Bourne Ultimatum" ab, als Bourne versucht, endgültig seine Identität zu klären und hinter das Geheimdienst-Programm zu kommen, das ihn beinahe umgebracht hat

"Das Bourne Vermächtnis" legt den Blick auf das Outcome-Programm frei, in dem durch Gen-Manipulation besonders kampferprobte Agenten ausgebildet und gezüchtet werden. Diesmal hat Tony Gilroy, der kreative Kopf hinter den "Bourne"-Filmen, selbst Regie geführt und wieder das Drehbuch geschrieben. Gelungen ist ihm ein Film mit spektakulärer Action, der aber auch eine Reihe moralischer Fragen stellt - keine Selbstverständlichkeit für Thriller dieser Art.

Die Hauptfigur im "Bourne Vermächtnis" spielt Jeremy Renner, der durch Kathryn Bigelows Oscar-gekröntes Irak-Drama "The Hurt Locker" bekannt wurde. Ähnlich wie in der Rolle als kühler Bombenentschärfer in Bagdad verzieht Renner als Agent Aaron Cross auch im "Bourne Vermächtnis" kaum eine Miene, sondern agiert mit der Präzision einer Kampfmaschine. Dabei passt das Äußere von Renner eher zu diesem Film-Charakter des stahlharten Agenten als das immer etwas bubihafte Äußere von Matt Damon. Allerdings verfügt Renner nicht über Damons frauenbetörenden Charme, im Verlauf des Films gelingt ihm jedoch eine durchaus respektable Eroberung.

Die Story ist einfach, wenngleich man in der ersten halben Stunde noch nicht so richtig mitbekommt, worum es eigentlich geht. In der ersten Szene taucht Aaron Cross in einem kalten See in Alaska nach einem Behälter, der grüne und blaue Pillen enthält. Das ist der Stoff, der ihn physisch und psychisch gegenüber jedem Gegner überlegen macht. Cross befindet sich in einem Trainingseinsatz im Norden der USA. Doch das Programm, das die CIA gestartet hat, soll beendet werden. Weil ebenjener Jason Bourne aus dem Ruder gelaufen ist und nicht mehr kontrolliert werden kann. Es gibt eine dritte Pille, gelb und dreieckig. Ihre Einnahme bewirkt einen schnellen Tod. Drei andere Agenten erhalten den Befehl, die tödliche Dosis einzunehmen, ohne zu wissen, was dann mit ihnen passiert. Cross und ein anderer Agent sollen in Alaska von einer Drohne eliminiert werden, doch Cross ahnt die tödliche Gefahr aus der Luft und findet einen Weg, der Liquidierung zu entgehen.

Was folgt, ist sein Versuch, in den Besitz weiterer Pillen zu kommen. Was nicht eben einfach ist, wenn man von einem bestens ausgerüsteten Geheimdienst gejagt wird. Sein erbarmungsloser Häscher ist CIA-Agent Eric Byer (Edward Norton). Er sitzt in der Kommandozentrale in New York, die sehr an die CTU aus der TV-Serie "24" erinnert. Von hier aus können die Agenten fast die ganze Welt per Video überwachen, ein bedrohliches Szenario.

Cross muss versuchen, seinen Häschern immer einen Schritt voraus zu sein. Hilfe erhält er von der Ärztin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz), die erst nach einem Massaker in ihrem Labor mitbekommt, dass es bei ihrer Arbeit nicht nur um Wissenschaft und Forschung geht.

Die "Bourne"-Filme leben von ihren Verfolgungsjagden. Im "Bourne Vermächtnis" gibt es drei davon: im Auto, zu Fuß über die Dächer von Manila und zum Schluss auf dem Motorrad durch die mit Autos vollgestopften. Gassen der Hauptstadt der Philippinen. Diese mit 20 Minuten etwas zu lang geratene Sequenz ist jedoch atemberaubend gefilmt. Die am Motorrad befestigte Kamera zeigt das Tempo und den Irrwitz dieser Jagd, bei der Cross und Shearing versuchen, ihre Verfolger endgültig abzuschütteln. Rachel Weisz sagte nach dem Dreh, dass ihr überhaupt nicht klar war, worauf sie sich eingelassen hatte. "Ich saß hinter Jeremy und habe mich einfach nur festgehalten."

Bewertung: empfehlenswert

"Das Bourne Vermächtnis" USA 2012, 134 Min., ab 12 J., R: Tony Gilroy, D: Jeremy Renner, Rachel Weisz, täglich im Cinemaxx Dammtor, Harburg, Wandsbek, Streit's (OF), UCIs Mundsburg, Othmarschen, Smart-City; http://movies.universal-pictures-international-germany.de/dasbournevermaechtnis