US-Regisseur J. J. Abrams verbeugt sich in “Super 8“ vor seinem großen Vorbild, den 70er-Jahren und Science-Fiction-Filmen jener Zeit.

Hamburg. Die Filmplakate sieht man gerade überall. "Super 8" steht darauf, und man sieht zwei Jugendliche Hand in Hand vor einem rätselhaften Gebilde. Der Film erzählt vom Abenteuer des Filmemachens in den 70er-Jahren, von Jugendlichen, die mehr wissen als die Erwachsenen, von einem Eisenbahnunglück und einem mysteriösen Wesen, das nicht von dieser Welt sein kann. Steven Spielberg hat früher solche Filme mit Kindern oder Jugendlichen als Protagonisten gedreht.

Diese aktuelle nostalgische Schwärmerei hat zwar der Amerikaner J. J. Abrams inszeniert, aber Altmeister Spielberg war nicht weit weg: als Produzent. Sein Name ist auf den Filmplakaten so groß gedruckt wie der des Regisseurs.

In "Super 8" gibt es Jugendliche, die in einer US-Kleinstadt auf Fahrrädern durchs Bild radeln, ein Geheimnis entdecken, eine Verschwörung des Militärs und ein sehr dekoratives Monster. Ein Schelm, wer dabei an "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und "E. T. - Der Außerirdische" denkt. Abrams, 45, macht einen halbherzigen Versuch, die Nähe zu Spielbergs Filmen abzuwehren. "Kinder fahren nun mal mit dem Rad. Das hat er ja nicht erfunden", sagt er. Die thematische Nähe zu seinem Freund und Vorbild gibt er dennoch unumwunden zu. "Ich habe nicht versucht, ihn zu kopieren, aber ich wollte etwas drehen, das so aussieht wie die Filme, die er mit seiner Produktionsgesellschaft Amblin Entertainment produziert hat." Abrams nennt "Super 8" deshalb auch eine "unverfrorene Umarmung".

Aber natürlich hat er sein eigenes Credo. "Mich interessieren die Geschichten am meisten, die Fragen aufwerfen." Die erzählt er dann gern so, dass er seine Zuschauer nur sparsam mit Informationen füttert; denn er will nicht zu früh zu viel zeigen. "Man muss ihnen nicht sagen, was sie denken sollen, sondern Dinge auslassen, um ihre Neugier zu wecken." Wenn seine Geschichten emotional funktionieren, tritt er gern einen Schritt zurück, um sie zu analysieren. Und obwohl Abrams längst ein erfolgreicher Filmemacher ist, liest er immer noch gern Bücher über die Kunst des Drehbuchschreibens, die ja eigentlich eine Lektüre für Einsteiger sind.

Für den Regisseur ist dieser Film aber auch in anderer Hinsicht ein Nostalgie-Trip. Mag der Zeitgeist der 70er-Jahre für viele heute etwas Lächerliches haben, Abrams sieht die Dekade etwas verklärt. "Man glaubt kaum, welche Klamotten die Leute damals trugen, was sie glaubten, taten oder welche Musik sie hörten. Das ist manchmal lustig, manchmal schrecklich. Ich sehe träumerisch zurück, denn das ist die Welt, die ich als Junge kannte."

J. J. Abrams war knapp 15 Jahre alt, als er mit seinem Freund Matt Reeves bei einem Super-8-Festival in Kalifornien antrat. Die "Los Angeles Times" veröffentlichte damals über beide einen Artikel mit der Überschrift "The Beardless Wonders" (Die bartlosen Wunder). Spielberg war auch dort und von dem, was er sah, so angetan, dass er Abrams und Reeves ein Angebot machte, das sie nicht ablehnen konnten. Er bat sie, seine eigenen Super-8-Filme zu restaurieren. "Es war sehr inspirierend. DVDs gab es damals ja noch nicht. Man hatte schlicht keinen Zugang zu diesem Material. Es war offensichtlich, dass da jemand arbeitete, der geboren war, um Filme zu drehen. Seine frühen Werke waren so viel besser als unsere", schwärmt Abrams noch heute.

Wie oft er das wohl schon erzählt hat? Drei Jahrzehnte ist es jetzt her. Ihn und Spielberg trennen 20 Jahre Lebensalter, aber sie verbindet eine tiefe Liebe zum Kino, und Abrams kommt, zumindest im Gespräch, irgendwie nicht von ihm los. Über seinen Mentor sagt er heute: "Steven ist immer noch mein Held. Ich bin ihm dankbarer als je zuvor." Dabei hat er längst aus eigener Kraft bewiesen, was er als Filmemacher kann. Er schrieb Drehbücher für "Armageddon" und "Forever Young", entwarf die Konzepte zu den TV-Serien "Lost" und "Alias - Die Agentin", komponierte Filmmusiken und führte Regie bei "Mission: Impossible III" und vor zwei Jahren bei "Star Trek".

Apropos Weltraum: Glaubt Abrams an Aliens? "Sie sind sicher da draußen. Aber ich weiß nicht, ob sie je zu diesem Planeten kommen." Natürlich überlegt er dann auch gleich, ob Spielberg vielleicht Verbindungen zu ihnen hat. "Nicht dass ich wüsste. Aber wenn ich mir so ansehe, wie er arbeitet, würde es mich nicht wundern, wenn er nicht von diesem Planeten wäre." Spielberg, der Mentor, der Kinderversteher, nun sogar ein Alien? Hoffentlich wird der berühmte Kollege nicht auch noch zum Bermudadreieck. Ein bisschen Nostalgie und eine Verbeugung vor dem Vorbild sind okay, aber dann sollte Abrams wieder ganz eigene Filme drehen und seinen eigenen Fragen nachgehen.