“Nokan - die Kunst des Ausklangs“ ist ein Plädoyer für den würdevollen Umgang mit den Toten. Der Film gewann zu Recht den Auslands-Oscar.

Hamburg. Der Tod ist nicht nur im Westen ein Tabu. Auch in Japan wird am liebsten verdrängt, dass das Leben endlich ist. Niemand möchte an das Thema erinnert werden oder gar einen Toten berühren. Das gilt auch für Daigo (Masahiro Motoki), der gerade seine Stelle als Konzertcellist verloren hat und mit seiner Frau Mika (Ryoko Hirosue) in die alte Heimat im Norden Japans zurückkehrt. Auf der Suche nach einem neuen Job fällt ihm die Anzeige eines auf "Reisen" spezialisierten Unternehmens auf, und tatsächlich bekommt er die gut dotierte Stelle auch. Das Problem ist nur: Hier geht es nicht um die Organisation von Ausflugsfahrten, sondern um die kunstvolle Vorbereitung von Verstorbenen für deren letzte Reise ... Des Geldes wegen sagt Daiko dennoch zu, führt aber fortan ein Doppelleben.

Als "Nokan - Die Kunst des Ausklangs" im Februar den Auslands-Oscar gewann, war das eine Sensation, hatten Experten doch ganz andere Filme (z. B. den "Baader Meinhof Komplex") auf der Rechnung, doch das 130-minütige Melodram von Yojiro Takita, das außerdem noch mit zehn japanischen Filmpreisen prämiert wurde, hat die Auszeichnung völlig zu Recht bekommen. Zieht man ein paar überflüssig klamaukige Einlagen zu Beginn ab, bleibt ein Film von großer Schlichtheit, der das Ritual des Abschiednehmens in den Vordergrund rückt. Mit großer Kunstfertigkeit, die an die japanische Teezeremonie erinnert, werden die Leichen gewaschen, geschminkt und angekleidet - im Beisein der Angehörigen, die so Abschied von einer sterblichen Hülle nehmen können.

Ein leiser, einfühlsamer Film, der sich die nötige Zeit nimmt, um seine Geschichte zu erzählen und auch großartigen Nebendarsteller wie Daikos Chef oder dessen Assistentin angemessenen Raum gibt. Zwar schleudert Mika ihrem Mann ein wütendes "Schämst du dich nicht, einen solchen Job zu haben?" entgegen, als sie erfährt, welchem Beruf er nachgeht, doch auch sie wird sich letztlich der Magie und Authentizität des Rituals nicht entziehen können.

++++- Nokan - Die Kunst des Ausklangs Japan 2008, 130 Minuten, ab 12 Jahren, R: Yojiro Takita, D: Masahiro Motoki, Ryoko Hirosue, Tsutomu Yamazaki, Kimiko Yo, täglich im Abaton, Koralle, Zeise; www.nokan-der-film.de