Der Pädophile und die Alkoholikerin als Hauptfiguren, eine komplizierte Erzählstruktur: Wer hat Lust, so einen Film zu sehen?

Hamburg. Matthias Glasner ist ein Regisseur, der gern provoziert, der den Tabubruch sucht, der den Zuschauer mit ambivalenten Charakteren verunsichert. In der "Der freie Wille" präsentierte er vor drei Jahren einen Vergewaltiger als Hauptfigur, diesmal geht es um einen Pädophilen. Da hat man eigentlich schon gar keine Lust mehr, ins Kino zu gehen: Wie soll man sich mit solchen Monstern identifizieren?

Damit nicht genug: Glasner hat sich für eine viel zu komplizierte Erzählstruktur mit unterschiedlichen Zeitebenen, Rückblenden und Off-Kommentar entschieden, die das Verständnis erschwert. Die Zutaten des Melodrams strapaziert er bis zum Äußersten. Das wird besonders deutlich an der von Corinna Harfouch gespielten Kommissarin, die seit dem plötzlichen Verschwinden ihres Ehemanns vor 16 Jahren säuft wie ein Loch.

Die Harfouch spielt mutig und entfesselt, bewundernswert geradezu. Doch was nützt es, wenn man der am Reißbrett entworfenen Figur nichts abnimmt, schon gar nicht ihren Beruf. Seit Beginn des Films verhört sie einen dänischen Mann namens Chris (Jens Albinus), der weder spricht noch essen will. Langsam knackt sie seinen Panzer, und so erzählt Chris, was geschehen ist: Zusammen mit seinem Freund Holger (Jürgen Vogel) hat er die neunjährige Vietnamesin Jenjira (Lisa Nguyen) aus einem Bordell in Saigon befreit, um sie an neue Eltern in Deutschland zu verkaufen. So weit der Plan. Stattdessen nimmt Chris das Mädchen zu sich und bezieht mit ihm eine Mietwohnung. Doch jetzt ist Jenjira verschwunden ...

Selbstmitleidig, obsessiv, zerstörerisch, abstoßend und trist - schon lange nicht mehr hat sich ein deutscher Regisseur so sehr darin gefallen, ein Panoptikum menschlicher Abgründe zu präsentieren.

+---- This is Love Dtl. 2009, 111 Min., ab 16 J., R: Matthias Glasner, D: Corinna Harfouch, Jens Albinus, Lisa Nguyen, Jürgen Vogel, Devid Striesow, Tatja Seibt, Jesper Christensen, täglich im Abaton; www.thisislove.kinowelt.de