Der Film wirft einen authentischen Blick in die Psyche von Hooligans, die hinter der Macho-Fassade massive Probleme verstecken.

Hamburg. Ein Spiel dauert 90 Minuten? Nicht für Florian, Otto und Co. Die Freunde sind seit ewigen Zeiten Fans von Eintracht Braunschweig und vor allem eines: geil auf Gewalt. Deshalb ist für sie die "dritte Halbzeit" Höhepunkt eines jeden Spieltages. Aber wie das bei Hooligans eben so ist: Unter dem Deckmantel der Macho-Aggression stecken junge Männer, die mit ihrem Leben sonst nicht zurechtkommen. Das gilt für Florian (Fabian Hinrichs), der verschweigt, dass er sein Studium längst abgeschlossen hat, und nicht weiß, was er jetzt anfangen soll - weder beruflich noch privat. Und dem es einfach nicht gelingt, Freundin Özlem (Melika Foroutan) seine Liebe zu gestehen. Aber auch für den homosexuellen Otto (Christoph Bach), der seine Nächte auf sogenannten HIV-Ansteckungspartys verbringt, oder für Henning (Maxim Mehmet), der die Schläger-Clique braucht, um seinem tristen Arbeitsalltag als Polizist zu entfliehen.

Drehbuchautor Carsten Ludwig wurde das Setting zu "66/67 ..." geradezu in die Wiege gelegt, ist der gebürtige Braunschweiger doch seit seinem ersten Stadionbesuch im Alter von sechs Jahren glühender Fan. Die Nähe zum Thema dürfte ein wesentlicher Grund für die große Authentizität des Films sein, bei dem er gemeinsam mit Jan-Christoph Glaser ("Neandertal") auch Regie führte. Dank einer starker Schauspielerriege lässt sich hinnehmen, dass die in einer so kleinen Gruppe versammelten Probleme unrealistisch massiv erscheinen und schon etwas guter Wille notwendig ist, um zu glauben, dass Männer, die wirken, als würden sie gerade eine Midlife-Crisis durchschreiten, sich wie 20-jährige Hooligans mit No-Future-Attitüde verhalten.

+++-- 66/67 - Fairplay war gestern D 2008, 115 Min., ab 16 J., R: Carsten Ludwig, Jan-Christoph Glaser, D: Fabian Hinrichs, Melika Foroutan, täglich im UCI Othmarschen-Park; www.66-67-derfilm.de/