Konjunktur für Blutsauger: Sie sind die perfekte Erzählschablone für das Grauen und das Triebhafte, die Sehnsucht nach ewigem Leben und ewiger Jugend.

Für einen Regisseur wie den Südkoreaner Park Chan-wook ("Oldboy") ist der Vampirfilm ein Zitatenschatz, in dem er wildern und Versatzstücke finden kann. Allerdings montiert er Vampirismus und Christentum verhängnisvoll zusammen. Vielleicht markiert sein grandioses, in Cannes mit dem Preis der Jury bedachtes Werk "Thirst" deshalb das Ende des Vampirfilms.

Der Priester Sang-hyun (Song Kang-ho) träumt vom ewigen Leben. Indem er sich für ein medizinisches Experiment zur Verfügung stellt, fordert er Gott heraus. Und stirbt. Doch schon bald ist er auf wundersame Weise wieder wach. Mit Vampirblut infiziert, wird er von Durst und Gewissensqualen gepeinigt. Im Bemühen, ein gottgefälliger Vampir zu sein, unternimmt er allerlei skurrile, häufig drollige Versuche, schlürft z. B. nachts das Blut eines Komapatienten. Als er der jungen Tae-ju begegnet, die als Sexsklavin gefangen gehalten wird, lassen sich die vampirischen Triebe nicht länger unterdrücken. Beide verfallen einander in unersättlicher Lust. Und hier ist Park Chan-wook in seinem Element. In großem Format spritzt da das Blut aus offenen Halsschlagadern auf weiße Wände. Bilder von Liebe, Hass, Sex, Horror und Gewaltorgien wechseln rasant und effektreich ab. Die Leinwand versinkt in einer alles verschlingenden Leidenschaft. Letztlich geht es dem Regisseur um ein Paar, das mit der destruktiven Kraft der Liebe ringt.

++++- Thirst Südkorea 2009, 113 Min., ab 16 J., R: Park Chan-wook, D: Song Kang-ho, Kim Ok-vin, im 3001; www.filminfocus.com/focusfeatures/film/thirst/