“Hangtime - Kein leichtes Spiel“ ist ein Film über Entscheidungen im Basketball-Milieu und über das Erwachsenwerden

Hangtime ist ein Begriff aus dem Basketball: Er beschreibt den Moment, in dem der Spieler, der einen Korb werfen soll, in der Luft hängt; der Moment, der alles entscheidet. Natürlich lässt sich das auch auf das Leben übertragen.

Allemal auf das eines Jugendlichen, der auf der Schwelle zum Erwachsenwerden steht. Im Fall von "Hangtime - Kein leichtes Spiel" ist das Vinz (Max Kidd). Der 21-Jährige steht mitten im Abitur und ist ein großes Basketball-Talent. Zehn Jahre zuvor war es sein großer Bruder Georg (Misel Maticevic), der auf dem Sprung in die Profiliga war. Doch dann kommt einer dieser bewussten Momente: Die Eltern sterben bei einem Verkehrsunfall.

Kurz und schonungslos zeigt der Film den damit verbundenen sozialen Abstieg: Fabrikarbeit statt Basketball-Karriere, Hochhausgetto im Ruhrgebiet statt Reihenhaussiedlung. Georg hat sein Leben dem kleinen Bruder geopfert. Dafür verlangt er, dass Vinz seinen - Georgs - Traum verwirklicht. Doch ist das auch das, was Vinz will? Wie kommt er mit dem Druck klar, das Leben eines anderen leben zu sollen, als Projektionsfläche für die Ambitionen des frustrierten Bruders herhalten zu müssen? In den zwei Wochen zwischen einem von Vinz verpatzten Zweitliga-Spiel, das den vorzeitigen Aufstieg zunichte macht, und dem entscheidenden letzten Spiel muss Vinz sein Leben sortieren.

Max Kidd wurde beim Filmfest München für seine darstellerische Leistung ausgezeichnet, Misel Maticevic gewann im vergangenen Jahr den Deutschen Fernsehpreis. Doch auch ihr erfrischendes Spiel kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Muster schon recht abgenutzt ist: Einer will etwas wagen, traut sich aber nicht so recht, doch seine Kumpels bestärken ihn, wollen, dass er es schafft, herauszukommen aus dem Milieu. Richtig ermüdend ist dann die alles noch weiter komplizierende Liebesgeschichte mit Kathi (gespielt von der Tiroler MTV-Moderatorin Mirjam Weichselbraun), die auch nicht weiß, was sie will. Optisches Highlight im tristen Hagen, dem "Manhattan des Ruhrgebiets" - aber darin erschöpft es sich auch. Am spannendsten an "Hangtime" ist noch das Verhältnis der Brüder zueinander. Dessen Darstellung gelingt Regisseur Wolfgang Groos in dieser Low-Budget-Produktion über weite Strecken recht glaubwürdig.

+++-- Hangtime - Kein leichtes Spiel Deutschland 2009, 92 Minuten, ab 12 Jahren, R: Wolfgang Groos, D: Max Kidd, Misel Maticevic, Ralph Kretschmar, täglich im UCI Smart-City; www.hangtime-derfilm.de