In “Away We Go“ knüpft Regisseur Sam Mendes an seine Bestform an und beschreibt warmherzig die Nöte von Mittdreißigern

Wie gründet man eigentlich eine Familie - und vor allem wo? Diese Fragen treiben Verona (Maya Rudolph) und Burt (John Krasinski) mächtig um, nachdem Verona plötzlich und ungeplant schwanger geworden ist. Bisher hatte das Mittdreißiger-Paar in ihrer chaotischen Waldhütte in Colorado sorglos in den Tag hinein gelebt und sich mit freiberuflichen Tätigkeiten über Wasser gehalten, doch nun ist eine solide Zukunftsplanung angesagt. Aus dem Plan, Burts Eltern (Jeff Daniels, Catherine O'Hara) als Babysitter in spe einzuspannen, wird jedenfalls nichts, denn diese beiden eröffnen dem fassungslosen Paar recht unvermittelt, dass sie für zwei Jahre nach Antwerpen ziehen - und zwar noch vor der Geburt des Kindes. Also machen sich Verona und Burt auf eine Reise quer durch die USA und Kanada, um eine neue Heimat für sich und ihr noch ungeborenes Kind zu finden. Am liebsten dort, wo bereits Bekannte oder Verwandte wohnen, die als Andockstation dienen könnten.

Doch was die beiden auf ihrem Roadtrip erleben, ist eher abschreckend als ermutigend. In Phoenix/Arizona treffen sie Veronas Ex-Chefin, die sich über ihre eigenen Kinder lustig macht und ansonsten ihre öde Ehe stoisch erträgt. In Madison/Wisconsin gibt's eine denkwürdige Begegnung mit einer Uni-Professorin, die als überdrehte New-Age-Prophetin schon aus einem Kinderwagen ("Ich schiebe doch kein Kind von mir weg!") eine Staatsaffäre macht. Und in Miami/Florida weiß Burts Bruder nicht, wie er seiner Tochter beibringen soll, dass ihre Mutter die Familie verlassen hat. Allesamt keine Nestbau-Vorbilder ...

Nach seinem quälenden 50er-Jahre-Anpassungsdrama "Zeiten des Umbruchs" zeigt Regisseur Sam Mendes sich mit dieser warmherzigen Komödie wieder in Bestform. Dialogstark und exzellent besetzt ist "Away We Go" ein echter Wohlfühlfilm über die Generation der 30-Somethings, die immer noch ihren Platz suchen und zweifeln, ob sie dem wahren Leben "da draußen" wirklich gewachsen sind. Auch wenn Mendes nicht jedes am Wegesrand liegende Klischee umschifft, dieser Film ist sein bester seit "American Beauty" und auch für alle jene sehenswert, die schon längst ihr Haus gebaut und ihren Baum gepflanzt haben - oder noch lange nicht daran denken.

++++- Away We Go - Auf nach Irgendwo USA/Großbritannien 2009, 98 Minuten, ab 12 Jahren, R: Sam Mendes, D: Maya Rudolph, John Krasinski, Jeff Daniels, täglich im Passage, Streit's (OF); www.awaywego.de