Sherry Hormann hat das Leben des Models Waris Dirie unter dem Titel “Wüstenblume“ verfilmt

Jahrelang ist sie auf den Covern von "Harper's Bazaar", "Allure" und als erste schwarze Frau auch auf der "Vogue" zu sehen. Doch weltberühmt wird Waris Dirie erst, als sie 1997 in einem Interview für "Marie Claire" erzählt, wie sie mit fünf Jahren dem grausamen Ritual der Genital-Verstümmelung zum Opfer fiel. Ein riesiger Presserummel folgt, Kofi Annan bittet sie, Uno-Sonderbotschafterin zu werden, und 1998 erscheint ihre Autobiografie, die Sherry Hormann ("Frauen sind was Wunderbares") jetzt mit dem Model Liya Kebede verfilmte.

In schönen Bildern und satten Farben, mit Blicken auf die afrikanische Wüstenlandschaft, die Straßen von Modagischu und London, mit manchem klischeehaften Charakter, etwas Laufstegglamour und einigen märchenhaften Zügen. Es ist auch schwer, diese zu umgehen, denn Diries Geschichte liest sich wie eine Cinderella-Story: vom Nomadenkind zum Topmodel, vom verwundeten Mädchen zur wütenden Aktivistin gegen die Beschneidung. Und dieses Unrecht verliert Sherry Hormann nie aus dem Blick.

In Rückblenden erzählt sie von Diries Flucht, als diese 13-jährig mit einem Greis verheiratet werden soll, ihre Plackerei, als sie in der somalischen Botschaft in London angestellt ist, sie zeigt, wie Dirie plötzlich in das Leben der Metropole stolpert, den Starfotografen Terry Donaldson (Timothy Spall) kennenlernt und wie die Topshop-Verkäuferin Marylin (Sally Hawkins, "Happy-Go-Lucky") ihre Freundin wird. Ein Schreck, als sie Marilyn mit einem One-Night-Stand sieht, denn in Somalia werden die Frauen, deren Scheide bis auf ein winziges Loch zugenäht ist, erst von ihrem Ehemann wieder aufgeschnitten. Ein Schock, als sie in dieser Nacht begreift, dass nicht alle Frauen beschnitten sind.

Einiges hat die amerikanische Regisseurin, die in München lebt, hinzugefügt. Die Freundin Marilyn, die Dirie den Weg ins Leben ebnet, und eine Liebesgeschichte, die ein Happy End verspricht. Auf Diries Leben trifft das nur bedingt zu. So unermüdlich und drastisch sie über die Genitalverstümmelungen spricht, so äußert sie sich auch über die Qual der ständigen Konfrontation. "Wie oft kann man, ohne Schaden zu nehmen, über das Abschneiden von Schamlippen und das Entfernen der Klitoris bei wehrlosen, schreienden, weinenden kleinen Mädchen reden?", fragte sie in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Über Alkoholprobleme wurde spekuliert, und 2008 verschwand sie vor einem Treffen mit Condoleezza Rice spurlos.

Aktiv ist Dirie dennoch ohne Unterlass, zuletzt in der Stiftung für die Würde und die Rechte der Frauen, die Salma Hayek mit ihrem schwerreichen Gatten ins Leben rief.

Und auch der Film will ihren Kampf weiterführen. Zu Recht erinnert der Abspann daran, dass 6000 Mädchen täglich Opfer der Beschneidung werden.

+++-- Wüstenblume D/F/GB/A 2009, 120 Min., ab 12 J., R: Sherry Hormann, D: Liya Kebede, Sally Hawkins, Timothy Spall, Juliet Stevenson, Craig Parkinson, im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Streit's (OmU), UCIs Mundsburg, Othmarschen-Park, Smart-City, www.wuestenblume-film.de