“Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“ konzentriert sich auf die Zeit, bevor die Modeschöpferin berühmt wurde

Hamburg. Sie kam aus dem Nichts und brachte den Frauen die modische Befreiung. Sie schaffte es, dass ein Kostüm in die Geschichte einging. Ihr Markenzeichen war elegante Lässigkeit, lässige Eleganz. Gleich zwei Filme aus Frankreich widmen sich 38 Jahre nach ihrem Tod der Modeschöpferin Coco Chanel. Den Anfang macht "Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft" von Anne Fontaine. In "Coco Chanel & Igor Strawinsky" wird man sie später als Liebende erleben.

Fontaine konzentriert sich auf das Leben der Stilikone, bevor sie berühmt wurde. Mit viel Gespür für Zeitkolorit und Atmosphäre schildert sie Gabrielles (wie Coco eigentlich hieß) Kindheit im Waisenhaus, die Jugend als Varieté-Sängerin und ihren langsamen Aufstieg durch Hüteverzieren in der feinen Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts. Anders als etwa das misslungene Biopic "Hilde", das auf dem Karrierehöhepunkt der Sängerin Hildegard Knef endet, aber niemals eine Haltung zur Figur entwickelt, kommt der selektive Ansatz "Coco Chanel" zugute. Der Aufstieg eines Mädchens vom Lande in den Mode-Olymp bleibt nicht bloße Behauptung, sondern ist die (glaubwürdige) Prämisse des Films. "Chanel war in ihren letzten Lebensjahren sehr autoritär, hart und unsympathisch. Deswegen war mir wichtig zu zeigen, auf welcher Tragödie sich ihre Persönlichkeit aufbaut", sagt die Regisseurin.

Als eine Meisterin des Weglassens galt und gilt Coco Chanel: Zu einer Zeit, als Frauen eng geschnürte Über- und Unterkorsetts, Federboa und Hüte mit schwergewichtigen Früchten trugen, befreite sie ihre Entwürfe von allem, was auf Teufel komm raus Weiblichkeit demonstrierte. Diese Haltung korrespondiert mit Fontaines schnörkelloser Erzählhaltung.



Audrey Tautou, die seit ihrem Durchbruch 2001 in jeder ihrer Rollen gegen ihr bezauberndes, kulleräugiges Amélie-Image anzuspielen scheint, darf als Chanel die Mundwinkel stets eine Spur nach unten ziehen, verächtlich Zigarettenrauch auspusten und die Männer reihenweise ampampen. Sie habe immer wieder Angebote bekommen, Coco Chanel zu spielen, sagt Tautou, die äußerlich vor allem den knabenhaften Körperbau mit der Designerin gemeinsam hat. Nichts davon habe sie interessiert: Sie wollte keinen Film, der (modische) Höhepunkte referiert, sie wollte einen neuen Standpunkt. Weniger glänzende Fassade, mehr Brüche. Diese Karrierebrüche macht Anne Fontaine sichtbar - und verleiht dem Nichts, aus dem Coco Chanel kam, ein Gesicht.


+++-- Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft F 2009, 110 Min., ab 6 J., R: Anne Fontaine, D: Audrey Tauton, Ben Alessandro Nivola, im Passage, UCI Mundsburg, Koralle; www.warnerbros.de/cocoavantchane