Der polnische Film “Kleine Tricks“ von Andrzej Jakimowski erzählt sehr charmant von der Suche eines kleinen Jungen nach seinem Vater und dem Glück

Manchmal muss man das Schicksal nur herausfordern - auch wenn man noch ein kleiner Junge ist. Davon handeln diese tragikomischen Notizen aus der polnischen Provinz. "Kleine Tricks" ist erst der zweite Film von Andrzej Jakimowski, und schon wurde er 2007 auf mehreren Filmfestivals ausgezeichnet, von der Nominierung für den Auslands-Oscar ganz abgesehen. Im Mittelpunkt der charmanten, poetischen und auch sehr magischen Erzählung steht der sieben Jahre alte Stefek (Damian Ul), der mit staunenden Augen auf die Welt der Erwachsenen blickt. Zusammen mit seiner 18-jährigen Schwester Elka (Ewelina Walendziak) lebt er bei der Mutter (Iwona Fornalczyk), die in einem Kaff irgendwo in Polen einen kleines Geschäft führt. Der Vater hat sich schon vor Jahren mit einer anderen Frau aus dem Staub gemacht; Stefek kann sich nicht mehr an ihn erinnern. Könnte nicht der elegant gekleidete Pendler (Thomas Sapryk), der jeden Morgen am örtlichen Bahnhof die Züge wechselt, sein Vater sein? Von Elka hat Stefek gelernt, dass man sich bisweilen durch List und Tücke den Alltag versüßen muss. Einmal reicht die Verschiebung einer Einkaufswagen-Kolonne, um einem zuvor erfolglosen fliegenden Händler binnen weniger Minuten all seine Äpfel verkaufen zu lassen. Was Elka kann, kann Stefek schon lange, und nun setzt der Junge mitunter etwas wagemutig eine kleine Kette von Ereignissen in Gang, die den möglichen Vater nicht nur im Ort festhalten, sondern direkt in Mutters Geschäft führen soll.

Jakimowski hat eine amüsante Fabel über das Streben nach Glück, die Macht der Illusion und das Ende der Kindheit inszeniert. Der Lauf der Dinge lässt sich ändern, wenn man es nur ausdauernd genug versucht. Die spielerische Magie, mit der der Regisseur die Grenzen der Wirklichkeit sprengt, hat etwas Bezauberndes. Da reichen schon einige auf die Bahngleise geworfene Münzen, um dem Lauf der Dinge Einhalt zu gebieten.

Bei aller Märchenhaftigkeit kommt auch die Realität in Polen nicht zu kurz. So bewirbt sich Elka - Stichwort: Globalisierung - bei einer italienischen Firma und lernt die Sprache; und die heruntergekommenen Häuser und Straßen deuten auf die wirtschaftliche Schwäche des Ortes hin. Tatsächlich passiert hier nicht viel, und doch würden die Bewohner nie weg wollen - auch wenn die zahlreichen abfahrenden Züge an andere, aufregendere und vielleicht bessere Welten denken lassen.

++++- Kleine Tricks Polen 2007, 96 Min., o. A., R: Andrzej Jakimowski, D: Damian Ul, Ewelina Walendziak, Thomas Sapryk, Iwona Fornalczyk, täglich im 3001, Koralle; www.kleinetricks.de

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